Sonntagsmomente: Leben atmet ein und aus – von neuen Schöpfungsliedern

Wind und Atemluft, Gesang und Flötenspiel scheinen im Innern tief miteinander verbunden. Lässt man sich von der sinnlich spürbaren Atmosphäre am Meer poetisch und musikalisch inspirieren, so fallen mir dazu vorrangig Lieder oder Flötenmelodien ein – „windige“ Ausdrucksformen also, die mal textlich, mal musikalisch Elemente des Naturerlebens aufnehmen und gestalten.
So, wie vor einigen Jahren bei einer Halligzeit auf Hooge:

Hooger Halligsommer: “Ein Lied aus Luft”

Hier auf Föhr kommt in diesem Jahr nun erstmals neben anderen das Lied „Sanfter Windhauch“ auf eine alte Choralmelodie im Friesendom zum Klingen, das ebenfalls von Natureindrücken des Nordens inspiriert ist. Es gehört zu der Sammlung „Was können wir noch singen?“die Anfang des Jahres im Strube-Verlag erschienen ist.

Wenn es darin heißt „Leben atmet ein und aus“, dann denke ich dabei auch an eine Beschreibung des Biologen und Philosophen Andreas Weber, der von der Vorstellung ausgeht, dass wir einander atmen: Ich atme aus, was der Baum neben mir einatmet und umgekehrt.

In einem Interview erläutert er das Phänomen im Kontext der drängenden Klimafragen so:

Das Klima ist kein Gegenstand. Es ist (…) genau genommen der gemeinsame Atem aller Wesen, den wir uns gegenseitig spenden – um uns damit letztlich Leben zu schenken. Das Klima ist die Dynamik der Atmosphäre. Und damit ist es die Dynamik unseres geteilten Atems. Denn diese Atmosphäre besteht ja aus dem, was wir ausatmen und was andere Wesen einatmen, Bäume zum Beispiel. Genau genommen beatmen wir die Bäume mit unserem Körper, der sich bei jedem Ausatmen in unsichtbares Gas auflöst. Und uns wird aus der Atmosphäre bedingungslos Atem gespendet – von den Blaualgen der Ozeane, von den Gräsern, den Blumen und den Bäumen. Die Atmosphäre ist also ein gemeinsamer Atemraum.“*

Was können wir noch singen?
Vielleicht neue Schöpfungslieder, die von dieser Verbundenheit etwas erzählen.

Susanne Brandt

*Quelle: https://changemakerhotels.com/blog/interview-andreas-weber

 

Susanne.brandt

Bedenkt und entdeckt das Leben in Lübeck oder unterwegs - am liebsten zu Fuß und in der Begegnung mit anderen. Lernt, schreibt, singt, erzählt, teilt und lässt sich jeden Tag vom Möglichen überraschen. Weitere Informationen: https://de.wikipedia.org/wiki/Susanne_Brandt