Was in der Überschrift vielleicht wie ein Wortspiel anmutet, hat einen ernst gemeinten Hintergrund, der an diesem Wochenende sehr treffend durch einen Beitrag von Heribert Prantl in der Süddeutschen Zeitung untermauert wurde: http://www.sueddeutsche.de/leben/persoenliche-betroffenheit-die-gretchenfrage-1.2692471
Er beleuchtet darin ausführlich und differenziert die unterschiedlichen Aspekte der Flüchlingsthematik – bei uns wie in den Herkunftsländern – und stellt dabei treffend fest, dass „es DIE Lösung für eine Bewältigung der Flüchtlingskrise nicht gibt. Es gibt nur eine Vielzahl von einzelnen Maßnahmen, die sich aber alle messen lassen müssen an dem, was nicht geht. Eine Verletzung des Maßstabs der Menschenwürde geht nicht.“
Sein Beitrag redet die politische und gesellschaftliche Herausforderung nicht klein, verschweigt nicht die noch ungelösten nationalen wie globalen Probleme, benennt aber zugleich viele konkrete Aspekte, an denen deutlich wird, was zu der erwähnten „Vielzahl von einzelnen Maßnahmen“ gehören könnte. So macht er am Beispiel der Situation in libanesischen Flüchtlingslagern darauf aufmerksam, wie dringend nötig Hilfsgelder gebraucht werden, um für Kinder einen Schulunterricht zu ermöglichen (und ich füge hinzu: auch, um eine psychosoziale Betreuung und Freizeitgestaltung mit Sport und musisch-kulturellen Angeboten gewährleisten zu können). In Prantls Beitrag heißt es dazu: „Je länger diese Kinder nicht in die Schule gehen, desto mehr verdüstern sich ihre Zukunftschancen, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder und Jugendlichen Gewalt ganz gut finden und lernen, mit Bomben statt mit Büchern ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Für sie Schulunterricht zu organisieren – das ist Fluchtursachenbekämpfung und Terrorprävention.“
Für mich persönlich drückt sich darin etwas aus, was ich seit einigen Jahren versuche mit einer Förderung von Projekten durch Erträge aus musisch-kultureller Arbeit zu unterstützen und auch anderen weiterempfehlen möchte:
Und weil Musik, Sprache und Bewegung zu jenen weltweit bedeutsamen Ausdrucksformen gehören, die in den dort beschriebenen Projekten für Kinder eine so wichtige Rolle spielen, möchte ich unter diesen Beitrag bewusst einen musikalischen Punkt setzen. Oder lieber noch einen musikalischen Doppelpunkt – mit einem deutsch-kurdischen Friedenslied:
Entstanden ist es vor einigen Jahren nach Worten aus einer zweisprachigen kurdischen Tierfabel („Die Stärke der Löwin“) des Autors Nazif Telek (der in den 1980er Jahren selbst als politischer Flüchtling nach Deutschland kam) im Sinne einer von ihm unterstützten interkulturellen Friedenserziehung mit Geschichten, Musik und Begegnung. Heute gehört das Lied zum Repertoire meiner Ukulele-Lieder, die bei vielen Gelegenheiten zum Einsatz kommen können – und zum Weitersingen anregen…Die Herzen sind offen wie der blaue Horizont
Denn auch Musik und gemeinsames Singen und Tanzen lassen sich am Maßstab der Menschenwürde messen!
Weitere Informationen: Förderung von Kulturprojekten
Susanne Brandt