Stets auf der Suche nach pfiffigen Vorlesegeschichten, die mit Witz und Charme zum spielerischen Mitmachen inspirieren, habe ich unter den Neuerscheinungen dieses wunderbare Bilderbuch entdeckt: „Bruno und die Nervkaninchen“ von Ciara Flood. Erzählt wird die Geschichte von Braunbär Bruno, der seine Tage gern ungestört verbringt. Das geht so lange gut, bis im Nachbarhaus eine kontaktfreudige Kaninchenfamilie einzieht. Die lassen keine Gelegenheit aus, den brummigen Bären um einen kleinen Gefallen zu bitten oder auch selbst ihre Hilfe anzubieten – beim Büchertausch zum Beispiel. Aber Bruno will von all dem nichts wissen, gibt nichts von seinem Honig ab, lässt die Kleinen alleine Holz hacken, hat keine Lust auf Bücher und will schon gar nicht nachts zum Sternschnuppenschauen aus der Hütte gelockt werden!
Dann ist endlich Ruhe – bis mitten im Winter eines Tages ein Korb vor seiner Tür steht, gefüllt mit lauter Dingen, die das Leben schön machen. Einen Abend lang traut sich der grimmige Bruno nun doch, einfach mal Freude zu haben an den unverhofften Geschenken. Und am nächsten Tag traut er sich sogar noch mehr: Er packt selbst lauter schöne Dinge zusammen, schnallt alles auf seinen Schlitten und stapft damit zu den Nervkaninchen rüber. Da wird es in dem fröhlichen Haus noch ein bisschen fröhlicher, denn der Bär bringt nicht nur die Sachen sondern auch sich selbst und erstaunlich gute Laune mit! Was er sich wohl wünscht, als am Ende alle gemeinsam auf die Sternschnuppen am Nachthimmel warten?
Die liebenswerte Geschichte zeigt mit feinem Humor, was passieren kann, wenn Geiz nicht mit Geiz und schlechte Laune nicht mit schlechter Laune beantwortet wird. Die Mechanismen, aus denen schnell ein klassischer Nachbarschaftsstreit entsteht, werden hier mit sympathischem Eigensinn ohne betont pädagogischer Moral und Versöhnungsbotschaft durchbrochen. Nervkaninchen bleiben Nervkaninchen und Brummbär bleibt Brummbär – aber das steht der gemeinsamen Freude an schönen Dingen nun nicht mehr im Wege.
Und nach dem Vorlesen?
Wenn ich das Buch demnächst zum Vorlesen dabei habe, ist auch die Ukulele wieder mit im Gepäck (eine Gitarre ginge natürlich auch). Denn als Mitmach-Idee, die gut ans Ende der Geschichte passt, ist ein kleines feines Lied entstanden – ganz leicht erlernbar zum gemeinsamen Singen auf die bekannte Melodie „Heut ist ein Fest bei den Fröschen am See“ mit folgendem (neuen) Text:
Heut‘ üben Bär und Kaninchen ein Lied, trommeln und brummen* – wer Lust hat, macht mit: brumm, brumm – tock, tock*
* Variationsmöglichkeit: Statt trommeln und brummen können hier auch andere klingende Wörter spontan eingebracht und mit lautmalerischen Silben verklanglicht werden! Soll das Lied bei einer anderen Geschichte wieder aufgegriffen werden, können auch die Tiere durch andere Figuren ersetzt werden, z.B. „Heut üben Kleine und Große…Alte und Junge…Mäuse und Katzen…Schafe und Kühe…
Ein Liederbuch-Tipp zum Schluss:
Die Noten zu dieser und vielen anderen Melodien, die sich mit 2-3 Akkorden einfach „nebenbei“ am Instrument (Gitarre oder Ukulele) begleiten lassen und daher sehr gut passen zum unkomplizierten gemeinsamen Singen in der Geschichtenrunde, sind zu finden in dem neuen Liederbuch von Heike Kellermann: 73 Lieder für den Morgenkreis und ein ganzes Jahr (Bezug über: www.heike-kellermann.de)
Ich werde diese (auch) für die Vorlesearbeit vielseitig einsetzbare Liederfundgrube demnächst noch ausführlich vorstellen…