Buch-Tipp: Fluchtgeschichte eines Kindes – zum Weiterfragen

Uticha Marmon: Mein Freund Salim, Bamberg 2015 ISBN 978-3-7348-4010-4, ab 8 J.
Uticha Marmon: Mein Freund Salim, Bamberg 2015 ISBN 978-3-7348-4010-4, ab 8 J.

Das Thema ist hochaktuell und gerade hier im Norden an der Grenze zu Skandinavien keine seltene Realität: Unbegleitete Kinder auf der Flucht versuchen, zu ihren Familien zu kommen, die vielleicht schon die Grenze nach Dänemark oder Schweden überquert haben. Manche der Kinder werden noch in Deutschland aufgegriffen – und dort endet ihre Reise erstmal. Ob und wie eine Familienzusammenführung tatsächlich gelingt, die nach der geltenden UN-Kinderrechtskonvention eigentlich Vorrang haben sollte, ist ungewiss und häufig Gegenstand eines längeren Clearingverfahrens, das für die oft traumatisierten Mädchen und Jungen eine zusätzliche Belastung bedeuten kann.

Von einem solchen Kind, das in dieser Situation untertaucht und nur langsam vertraut wird mit zwei Geschwistern, die in der Nähe seines Verstecks wohnen, erzählt das Buch „Mein Freund Salim“. BFF_1508_HeaderOrange2-300x111-300x111Nach anfänglicher Unsicherheit, zugleich aber auch mit der Unbefangenheit und Neugier von Kindern, lernen sie einander auch ohne Worte immer besser kennen – vor allem durch Salims Zeichnungen, die in vielen Einzelblättern etwas von seiner Flucht aus Syrien ahnen lassen. Das Ende ist offen – aber nicht ohne Hoffnung, dass es Salim vielleicht doch gelingen wird, über die Öresundverbindung bis nach Schweden zu kommen, wo er seine Familie offenbar vermutet.

Das Thema „Menschen auf der Flucht“ und speziell „Bootsflüchtlinge“ in einem erzählenden Kinderbuch schon für 8jährige aufzugreifen, ist eine große Herausforderung. Die Autorin Uticha Marmon hat für ihr Buch gründlich recherchiert, zahlreiche Gespräche geführt und schließlich konsequent die Erzählhaltung von Hannes, eines der Geschwisterkinder, eingenommen, der von dieser ungewöhnlichen Freundschaftsgeschichte im Rückblick berichtet: spannend, spielerisch, spontan und unmittelbar berührt von dem Schicksal des fremden Jungen. Aus dieser Haltung heraus wird nicht versucht, die Komplexität des Themas Flucht und Asyl zu vereinfachen. Es geht um die persönliche Konfrontation im Alltag mit allen damit verbundenen Ängsten, Unsicherheiten und Versuchen, einander besser zu verstehen. Nicht mehr und nicht weniger.

Damit bietet das Buch viele Anknüpfungspunkte, sich im Anschluss intensiver mit der Hintergrundthematik und der hier besonders relevanten UN-Kinderrechtskonvention zu befassen. Materialien und Hilfen dafür bieten folgende Links:

Wichtiges Positionspapier vom www.netzwerk-kinderrechte.de zum Thema: http://www.netzwerk-kinderrechte.de/fileadmin/bilder/user_upload/Fl%C3%BCchtlingskinder_Positionspapier_NC_31032015.pdf

Bundesverband „Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge e.V.“ / Schleswig-Holstein http://www.b-umf.de/de/bundeslaender/schleswig-holstein

#bloggerfuerfluechtlinge

Susanne.brandt

Bedenkt und entdeckt das Leben in Flensburg oder unterwegs - am liebsten zu Fuß und in der Begegnung mit anderen. Lernt, schreibt, singt, erzählt, teilt und lässt sich jeden Tag vom Möglichen überraschen. Weitere Informationen: https://de.wikipedia.org/wiki/Susanne_Brandt