Welt in Bewegung … die Menschenwürde bleibt das Kontinuum

Es gibt Dinge, die lassen sich nicht relativieren, unter Vorbehalt stellen, je nach Situation, Absicht und Anliegen hin- und herdrehen. Die Menschenwürde gehört dazu. Sie ist und sie bleibt untrennbar mit dem Menschsein verbunden. Das hat Heribert Prantl mit folgender Aussage sehr treffend auf den Punkt gebracht:

Die Würde des Menschen steht nicht unter dem Vorbehalt, „es sei denn, es sind zu viele Menschen“ *

Bewegung
c ein Reisefotograf aus Hamburg, Name unbekannt, um 1985)

Um sich daran immer wieder erinnern zu lassen, um konkret zu erfahren, was das heißt und wie alle daran mitwirken können, brauchen wir im öffentlichen Leben  – deutlicher, lebendiger, fröhlicher und mutiger als bisher – eine Kultur der Menschenrechte. Das fängt bei unserer Sprache an, bei der Wahl unserer Worte, beim genauen Zuhören, Widersprechen, Weitersagen, beim fairen Streiten und Verhandeln, beim Lesen und Schreiben, beim gemeinsamen Singen und Tanzen, Essen und Arbeiten, Staunen und Kreativsein, bei freundlichen, offenen und ehrlichen Begegnungen, im Gespräch und im Schweigen, um gründlicher Nachzudenken und aufmerksamer Hinzuschauen. Vielleicht auch so:

Sage nicht: „Flüchtlingsströme“!

Erzähle von Menschen auf der Flucht, von Frauen, Männern und Kindern, die lieben, leiden und lebendig sind.

Nenne es nicht: „Flüchtlingsproblem“!

Mache dir bewusst, dass unser eigenes Scheitern und Suchen im Engagement für Gerechtigkeit,  Frieden und Menschenwürde tief verbunden ist mit der Not der Menschen auf der Flucht und als gemeinsames Problem nur gemeinsam gelöst werden kann.

Lasse dich auf keine Rechenspiele mit „Taschengeld“ und „Steuerlast“ angesichts von Menschen in akuten und lebensbedrohlichen Notlagen ein!

Denke an den Wert eines jeden Lebens – auch deines ist nicht mit Geld zu bezahlen, weil jedes Leben von Geburt an mit Würde ausgestattet ist. Von diesem Reichtum bringen alle Menschen etwas mit. Und es ist weltweit genug Reichtum da, um alle daran teilhaben zu lassen.

Empöre dich nicht über „Asylmissbrauch“!

Der Missbrauch hat viel früher begonnen, und zwar dort, wo die Menschen eigentlich bleiben wollten. Wer zieht all jene zur Verantwortung, die schuldig geworden sind durch Waffenhandel und Kriegsbeteiligung, durch missbräuchlichen Umgang mit der Umwelt, mit Lebensgrundlagen, mit Arbeitsbedingungen – und befragt auch sich selbst?

Schüre keine Angst und vertraue nicht auf „Abschreckung“!

Denn Angst und Schrecken lähmen die Menschen, bewirken Verstocken, Erstarren, Stillstand und Härte.

Was alle brauchen, ist Beweglichkeit – beim Denken, beim Handeln, beim Diskutieren und fairen Streiten, beim Möglich machen, beim Staunen, beim Freuen, beim Gehen aufeinander zu.

Susanne Brandt, im August 2015

*Quelle des Zitats von Heribert Prantl:  http://www.sueddeutsche.de/politik/fluechtlinge-jahrhundert-problem-1.2609060-2

Susanne.brandt

Bedenkt und entdeckt das Leben in Lübeck oder unterwegs - am liebsten zu Fuß und in der Begegnung mit anderen. Lernt, schreibt, singt, erzählt, teilt und lässt sich jeden Tag vom Möglichen überraschen. Weitere Informationen: https://de.wikipedia.org/wiki/Susanne_Brandt