Zerrissenheit schmerzt –
was abbricht,
verhärtet,
nach Wundern hungert,
so wund und getrieben,
so mühsam, fragil,
hängt an brüchigen Fasern.
Immerhin –
solange nicht alles zerfallen,
nicht alles zertreten, zerbombt, verbrannt,
bleibt ein Hoffen,
dass irgendwas halten kann,
dass nicht alles dem Hass in die Hände fällt,
auch ich nicht und du nicht
und du und du,
so zerrissen wir sind.
Mich zerreißen die Bilder von Menschen an Grenzen,
monatelang für so viele verriegelt.
Wer spricht noch davon?
Ich hoffe für alle, die Aufbruch riskieren,
durch offene Grenzen
sich retten können aus Krieg und Gefahr.
Ich sorge mich um alle Fliehenden, um Bleibende auch,
um Frierende hinter den Stacheldrahtzäunen.
Sind sie noch da?
Es zerreißt mich,
dass Waffen was ändern sollen
und habe doch selbst keine Antwort auf das,
was ich höre und sehe, wenn Menschen sich wehren,
bedrängt und verzweifelt um Hilfe bitten.
Wer weiß, was da wirkt?
Da stehen wir nun mit der Angst im Genick
und dem Unrecht vor Augen,
noch nicht ganz am Ende
mit dem, was wir glauben,
mit dem, was wir dennoch
mit Zuversicht wenden,
mit Sehnsucht,
mit Einsicht,
mit Worten,
mit Händen,
mit Liebe und Mut.
Susanne Brandt, im März 2022