„Werft euch dem Guten in die Arme“ – Kirchentagsimpressionen 2025

Evangelischer Kirchentag 2025 in Hannover…

Viele Begegnungen, spontan wie geplant, viele gute Gespräche, viel Musik und Singen, erhellende Perspektivwechsel, manche Impulse zum Weiterdenken – und immer wieder Fragen wie diese, gestellt von Evelyne Baumberger (RefLab/Zürich) beim Eröffnungsgottesdienst auf dem Opernplatz: Was heißt Mut?

Vielleicht die Angst vor etwas zu kennen und dennoch zu sagen: Ich fasse mir ein Herz, setze mich mit der Angst auseinander und lasse mich davon nicht länger zurückhalten.

Was dabei helfen kann?

Die Dinge – auch die schwierigen – in Liebe tun! Nicht mit Liebe, sondern in der Liebe geschehen lassen, d.h. sich dabei auf eine Liebe verlassen, die ich nicht allein hervorbringen und erfüllen muss, die größer ist als das, was ein Mensch sein und tun kann. Und dieses „in der Liebe sein“ gilt als Zusage für andere ebenso. Das ist gut zu wissen, wenn die eigenen Grenzen beim Wollen, Können und Tun immer wieder spürbar werden.

In dem Lied, das ich dazu gemeinsam mit Judy Bailey und anderen für den Kirchentag geschrieben und hier mit anderen gesungen habe, bestärkt der Refrain im Sinne von 1. Kor.16 diesen Gedanken: „Alles was ihr tut, tut es in Liebe“ (Liederheft Nr.18)

Und ein anderes Lied aus der Werkstatt für diesen Kirchentag (Liederheft Nr.13) beschreibt den Schwung, der bei allen Hürden ebenso zum Mut gehört (nach Röm. 12,1-19):

„Werft euch dem Guten in die Arme,
tragt an dem Schweren nicht allein,
lasst euch begeistern, lebt Visionen –
denkt euch den Mut nicht zu klein.“

Das passt zu dem, was ich unter dem Motto „Beherzt für den Frieden – Gewaltfreiheit wagen“ am 1. Mai mit internationalen Friedensaktivisten aus Italien, Kroatien, Belarus und Columbien erlebt habe: gelebte Visionen und einen Mut, der in Bedrängnis oft im Verborgenen wirkt.

„Gerade Menschen in kleinen Gemeinschaften können viel zu Friedensprozessen und Menschenwürde im Umgang miteinander beitragen und verändern“, so erzählt Natallia Vasilevich („Bewegung Christen gegen den Krieg“) sinngemäß von ihren Erfahrungen mit einer ökumenischen Friedensarbeit in Osteuropa, die Saat und Wurzeln an der Basis zum Wachsen bringt – über umkämpfte Grenzen hinweg.

Mehr dazu hier: https://www.oikoumene.org/de/news/natallia-vasilevich-christians-in-belarus-do-not-fear-to-be-messengers-of-justice-and-peace

Was mir von diesem Kirchentag ebenfalls in Erinnerung bleiben wird: Die leise und unaufgeregte, aber umso eindringlichere Stimme von Bischöfin Budde mit ihrer Ermutigung auch für die ersten Schritte und kleinen Gesten, aus denen sich etwas Ungeahntes entfalten kann.

Und schließlich – zwar nur am Bildschirm von zu Hause aus, aber dennoch wichtig als Abschluss für alle, die wie auch immer Anteil genommen haben an den Themen und Begegnungen in Hannover: die Ermutigung von Hanne Reichel, angesichts aller Herausforderungen unseres Zusammenlebens eben nicht im kleinkarierten Sortieren und Trennen steckenzubleiben, auch nicht über die Spaltungen einfach nur das Mäntelchen der Liebe zu werfen, sondern das „in der Liebe sein“ ehrlich und konstruktiv beim Wort zu nehmen und daraus Vertrauen, Schutz und Klarsicht für Grenzen und Brücken zu gewinnen. Wir können viel verändern. Aber wir müssen das nicht allein schaffen.

„Manchmal kommen wir an Grenzen,
manchmal wird die Sorge leicht.
Manchmal suchen wir nach Ruhe,
spürn, wie weit der Atem reicht.“

(aus: Werft euch dem Guten in die Arme, Liederheft Nr. 13)

 

Susanne Brandt

Susanne.brandt

Bedenkt und entdeckt das Leben in Lübeck oder unterwegs - am liebsten zu Fuß und in der Begegnung mit anderen. Lernt, schreibt, singt, erzählt, teilt und lässt sich jeden Tag vom Möglichen überraschen. Weitere Informationen: https://de.wikipedia.org/wiki/Susanne_Brandt