Friedensgeschichten und -bilder stehen aktuell eher nicht im Fokus der Presse. Auch Zuwanderung und interkulturelles Zusammenleben – eine wichtige Facette des Friedens im Alltag – werden derzeit eher im Blick auf Ängste und Abschottung als mit einer Perspektive auf Chancen durch Vielfalt und Begegnung thematisiert und diskutiert. Umso wichtiger, sich ab und zu darauf zu besinnen und zum Ausdruck zu bringen, dass es sie dennoch gibt: Bilder und Geschichten vom Frieden und einem guten Miteinander – so klein und fragil die Anfänge auch sein mögen.
Mir persönlich macht es Mut und Freude, an Projekten, die für solche Vorstellungen interessante Aufgaben und Möglichkeiten zum Austausch bieten, kreativ mitzuwirken – in diesen Tagen gleich in dreifacher Weise.
Ein Wochenende für Perspektivwechsel im Novembergrau
- 15. November 2024: Die Akademie Sankelmark hat mit einer Fotoausstellung und einer Preisverleihung für die drei besten Beiträge das Motto der diesjährigen Ökumenischen Friedensdekade „Erzähl mir vom Frieden“ in Bildern zur Entfaltung gebracht und regt mit einer Auswahl von 12 ganz verschiedenen Motiven (auch als Kalender erhältlich) das Nachdenken über vielfältige Friedensvorstellungen an:
https://www.sankelmark.de/fotowettbewerb
„Die Friedensdekade will Hoffnungsbilder unter die Menschen bringen, will Anregungen geben, Polarisierungen überwinden und Feindbilder in Frage stellen“, heißt es auf der Seite des einen Kooperationspartners dazu. Und die Auseinandersetzung mit Europafragen, wie sie an der Akademie immer wieder angeregt wird, bietet einen weiteren Hintergrund dafür. Das Betrachten der 12 Bilder in der Ausstellung wie im Kalender, der damit für das gesamte Jahr 2025 zum Begleiter werden kann, regt genau diese Vorstellungskraft für Friedensgeschichten, die hinter den Bildern entdeckt und interpretiert werden können, an – nicht als einfache Antwort, sondern als lebendige Möglichkeit.
- 16. November 2024: Die Bonner Buchmesse Migration hatte ebenfalls zu einem Wettbewerb eingeladen und nun eine Auswahl der eingereichten Geschichten und Gedichte mit Preisen bedacht bzw. für eine Anthologie zum Thema „Begegnungsräume“ zusammengestellt, die demnächst erscheint. Besonders Menschen mit internationaler Lebensgeschichte waren ausdrücklich zum Mitmachen eingeladen. Mit meinem Beitrag „Zwei Menschen, ein Tisch“ wurde für die Anthologie auch eine Geschichte mit einer Bibliothek als Begegnungsraum ausgewählt, wie ich sie in meinem (Berufs)leben immer wieder mit Menschen erfahren habe.
In der Ausschreibung dazu hieß es:
„Jeder Mensch hat seine Lebensgeschichte, die zum größten Teil durch eine eigene Kultur, durch ethnische, politische und religiöse Zugehörigkeit geprägt ist. „Demokratie leben“ bedeutet, sie auch zu gestalten. Vielfalt in Demokratie zu entdecken. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung; die dabei hilft Ängste abzubauen. (…) Die Reduzierung komplexer Sachverhalte auf simple Parolen, das Propagieren einfacher Lösungen scheint verlockend. Demokratisch erwirkte Lösungen können langwierig und der Prozess dorthin auch herausfordernd sein. Demokratie ist vielfältig und duldet – nein, sie lebt sogar von Vielfalt. Demokratie findet nicht nur auf der großen politischen Bühne statt, sondern im Alltag, in der Schule, im Beruf – in Begegnungen.“
- 17. November 2024: Auch im Zentralgottesdienst zur diesjährigen Ökumenischen Friedensdekade in Lübeck wie an vielen anderen Orten in Deutschland geht es an diesem Wochenende um Begegnungen in der (auch) spirituellen Vielfalt – um das, also, was wir einander erzählen, als Hoffnung mit auf den Weg geben und zusingen können:
„Wir sind hier und bringen mit
unsre Sorgen um den Frieden.
Unsre Worte und Ideen
sind lebendig und verschieden…“
Das gesamte Lied zur diesjährigen Friedensdekade ist hier abgedruckt: https://www.ekd.de/ekd_de/ds_doc/Bittgottesdienst_2024.pdf
Susanne Brandt