Auf grünen Wegen durch die Stadt

Seit wir in Lübeck leben, begegnen mir die Themen „Stadtlandschaft“, „Naturerlebnisräume“ und Fußverkehr neu und anders. Weil jede Stadt von anderen geografischen, historischen und planerischen Möglichkeiten mit geprägt ist.

In Lübeck sind es die vielen Ufer und Wasserläufe, die Parks und der große Stadtwald mit naturnaher Bewirtschaftung, die in vielen Teilen zum Stadtbild gehören. Unser Vorstadt-Quartier St. Lorenz zählt – insgesamt gesehen – zu den eher dicht bebauten und besonders verkehrsbelasteten Teilen der Stadt. Umso wichtiger ist es hier, sich für den Erhalt und die Erschließung von Schutzgebieten, Naturerlebnisräumen und einem naturnahen Wegenetz abseits der großen Verkehrswege einzusetzen. Gerade im Blick auf die Klimaveränderung tragen beschattete Zonen erheblich zur Lebensqualität bei und wirken einer immer größeren Aufheizung der versiegelten Flächen entgegen.

Eine Stadtteilinitiative im Bezirk Vorwerk-Falkenfeld hat deshalb damit begonnen, bereits vorhandene Naturerlebnisräume und Schutzgebiete rund um den Fackenburger Landgraben und Tremser Teich neu aufzuwerten, besser zu erschließen und über ausgeschilderte Wege mit anderen naturnahen Zonen und Initiativen im Stadtteil zu verbinden. Erste Treffen dazu haben stattgefunden. Ich freue mich, hier an der Gestaltung im Team mitwirken zu können.

Daneben bin ich auch im Blick auf den Weg Richtung Hauptbahnhof und Innenstadt auf Entdeckungsreise gegangen. Für die etwa 2,5 km lange Strecke gibt es eine Busverbindung und eine vor allem von Fahrradfahrern benutzte Schnellstrecke, die auf halbem Weg von der Hauptstraße abzweigt und durch ein Industriegebiet wie auch entlang der Bahngleise flott ins Zentrum führt. Hier aber fühlt man sich zu Fuß von rasenden E-Bikes oft an den Rand gedrängt und bekommt dafür nicht wirklich schöne Eindrücke von verfallenen Industriehallen zu sehen.

Eher ein Geheimtipp dürfte da die „Heckenstrecke“ – wie ich sie nenne – sein. Von Vorwerk aus führt sie etwa zur Hälfte über kleine Sand- und Teerwege ganz abseits der großen Strassen durch Kleingärten und Stichwege am Rande der Siedlung. Einen kurzen Berührungspunkt mit dem Verkehr an der Lohmühle kann man schnell hinter sich lassen, um auf der anderen Straßenseite gleich wieder in den verkehrsberuhigten Wohnbereich des alten St. Lorenz einzutauchen und dort recht beschaulich zwischen Häusern und Vorgärten aus der Zeit um 1900 entlang der Brockesstr. Richtung Katharinenstrasse zu kommen. Dort tut sich bereits die Altstadtkulisse in ihrer vollen Schönheit auf, die von hier über die Marienbrücke schnell erreicht ist.

Fazit: Lübeck bietet in allen Bezirken ein reizvolles Potenzial für interessante Alltagswege im Grünen – braucht aber ebenso Engagement, um solche fußverkehrsfreundlichen Zonen auch weiterhin zu schützen und stärker ins Bewusstsein der Menschen wie der städtischen Mobilitätsplanung zu bringen.

Susanne.brandt

Bedenkt und entdeckt das Leben in Lübeck oder unterwegs - am liebsten zu Fuß und in der Begegnung mit anderen. Lernt, schreibt, singt, erzählt, teilt und lässt sich jeden Tag vom Möglichen überraschen. Weitere Informationen: https://de.wikipedia.org/wiki/Susanne_Brandt