Nach Frieden fragen: Was weitet den Blick

Nach Frieden fragen – mit wie viel Zeit und Zögern können wir uns derzeit auf das noch Offene besinnen? Was aktuell zählt – so der Eindruck – sind klare Entscheidungen und Versprechen, und zwar schnell. Aber wird das der Situation wirklich gerecht? Wird das den Ambivalenzen und Unsicherheiten gerecht, die sich nicht einfach aus der Welt schaffen lassen, indem Sicherheit in einem Atemzug mit Waffenlieferungen beschworen wird?

Was ich mir wünsche, ist eine besonnene Debattenkultur, die auf knappe Schlagwörter – ob nun für oder gegen Waffen – verzichtet und stattdessen geduldig die verschiedenen Ausdrucks- , Gesprächs- und Handlungsmöglichkeiten auslotet, die sich gemeinsam vielleicht noch, vielleicht doch finden lassen.

Einfache Antworten auf komplexe Dilemmata in die Welt rufen – auch das ist möglich und erreicht vermutlich mehr Aufmerksamkeit.

Aber lässt sich so der Blick aus verschiedenen Perspektiven üben? Lernen wir dabei, die Sehnsucht nach Sicherheit anzuerkennen und zugleich der Ungewissheit ins Auge zu sehen?

Wirken wir damit der wachsenden Polarisierung entgegen?

Erkennen wir die Verstrickungen, die lange vor Kriegsausbruch ihren Anfang genommen haben?

Spüren wir den Zusammenhängen von Klimakatastrophe, Gerechtigkeit und Machtansprüchen nach? Und schauen wir weiterhin auch auf das Leid in jenen Kriegsgebiete, die derzeit nicht in den Schlagzeilen der Medien stehen?

Hinter den markanten Sprüchen hört das Zwispältige und Widersprüchliche nicht auf, bohrende Fragen zu stellen. Wie also leben und lernen mit diesen Herausforderungen, die uns alle – Junge wie Ältere – dauerhaft begleiten werden?

Fragen stellen – mit Hoffnung und Visionen

Frieden fragen, so heißt auch eine Seite zu einem Projekt der Berghof-Foundation / Friedenspädagogik Tübingen, die auf vielerlei Weise Raum schenkt für das, was besonders Kindern Sorgen macht, wenn sie über Krieg, Frieden und Gerechtigkeit nachdenken.

Frieden-fragen.de orientiert sich an den Grundwerten Frieden, Gerechtigkeit und Gewaltfreiheit und dem Stand der Wissenschaft. Differenzen und Kontroversen in Politik und Gesellschaft werden benannt und sichtbar gemacht. Frieden-fragen.de hat dabei keine Angst vor schwierigen oder kniffligen Fragen, sondern gibt gerade auch hier eine wertvolle Orientierungshilfe für Kinder (lesenswert auch für Erwachsene, besonders zur Vorbreitung für Gespräche mit Kindern).

Die Zugänge sind nicht nur kognitiv orientiert, sondern auch kreativ. Vielfältige Geschichten, Bilder, Videos usw. ergänzen die Sachinformationen und Texte. Das Spezifische ist, dass Kinder auch selbst Fragen stellen können und individuelle Antworten erhalten.

Nach Frieden fragen – das war und bleibt mir wichtig: besonnen, zweifelnd, schwankend. Und gerade deshalb nicht ohne Hoffnung und Visionen – wie in diesem Lied, das dazu mit der Musik von Elke Braun entstanden ist:

Mit dieser Hoffnung fühle ich mich mit diesem Aufruf verbunden:  https://stoppt-das-toeten.dfg-vk.de/

Und in diesem Kontext nicht zu vergessen: Auch die Erd-Charta verweist auf die Zusammenhänge von Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung in Verbindung mit Poesie und Musik, wenn sie z.B. unter IV/14 Kunst und Kultur als wichtige Aspekte von Bildung hervorhebt und in der Version für Jugendliche beschreibt: “Wir brauchen Fantasie, um einen Lebensstil zu entwickeln, der umweltfreundlich und friedlich ist. Die kulturelle Vielfalt auf der Erde ist ein Schatz, in jeder Kultur gibt es alte Träume und neue Ideen, die uns weiterbringen.” 

Susanne.brandt

Bedenkt und entdeckt das Leben in Lübeck oder unterwegs - am liebsten zu Fuß und in der Begegnung mit anderen. Lernt, schreibt, singt, erzählt, teilt und lässt sich jeden Tag vom Möglichen überraschen. Weitere Informationen: https://de.wikipedia.org/wiki/Susanne_Brandt