Hein ist Gärtner und kennt sich aus mit Pflanzen. „Hauptsache, sie kriegen genug Sonne und Wasser“, meint er. Das sieht seine Freundin Lilo anders. Auch sie liebt Pflanzen. Und wer etwas liebt, ahnt wohl, dass es mehr zu teilen gibt, als nur das Allernötigste. Deshalb schlägt Lilo dem Hein eine Wette vor: Vier Wochen lang wollen sie sich um ein Pflänzchen kümmern – jeweils auf ihre ganz eigene Weise. Dann wird sich zeigen: Reichen Sonne und Wasser allein zum Glücklichsein?
Die „Methode Lilo“ zur Pflege von Pflanzen beginnt mit ermutigenden Worten. Geduld gehört dazu, ein Liedchen mit der Blockflöte und beim Spielen darf das Pflänzchen sogar in die Rolle einer großen Palme schlüpfen.
Hein dagegen packt bald die Ungeduld. Warum wächst sein Pflänzchen nicht so schnell und hoch, wie gedacht? Er versucht, ein bisschen nachzuhelfen, zupft, zieht – und zack: Da bricht ein Blatt vom Stängel.
Es kommt wie’s kommen muss: Lilos Pflänzchen hat sich zur Flötenmusik Richtung Himmel aufgeschwungen, während Hein einsehen muss, dass Sonne und Wasser wenig nützen, wenn der Gärtner die Zeit des Wachsens nicht abwarten kann. Beschenkt sind am Ende beide: Lilo mit einer großen Palme als Hauptgewinn und Hein mit der Lust am Singen. Mitten im Gewächshaus natürlich.
Antje Damm, die auch für dieses Buch die Szenen aus Kartonelementen und ausgeschnittenen Figuren gebaut, kunstvoll komponiert und fotografiert hat, regt mit ihrer Geschichte spannende Fragen an, aus denen sich viele Gesprächsanlässe ergeben: Wie gehen wir um mit Erwartungen und Enttäuschungen? Was lässt sich in der Natur beeinflussen und was nicht? Was liegt in unserer Hand? Und wie ist das, wenn wir lieben und hoffen?
Das Bilderbuch liefert keine Gebrauchsanweisung für schnell wachsende Pflanzen und reiche Ernteerträge. Vielmehr weckt es die Fantasie und Vorstellungskraft für das, was Zuwendung und Liebe zum Leben bedeuten und bewirken können. Mit Musik zum Beispiel. Mit einem feinen Gespür für das, was sich entwickeln will – und für die Zeit, in der das alles geschieht.
Damm, Antje: Die Wette. Frankfurt: Moritz Verlag, 2021
Rezension: Susanne Brandt