„Überall ist Leben“ – das nimmt immer wieder auch die globale Perspektive mit in den Blick. Bilderbücher aus dem globalen Süden bieten dafür interessante Gesprächsanlässe und kreative Impulse beim Vorlesen und Erzählen in Kindergärten, Schulen, Familien oder außerschulischen Projekten. Sie öffnen Möglichkeiten, um z.B. zum Thema „Wasser“ verschiedene Erfahrungen und Erzählweisen in Worten und Bildern kennenzulernen.
Drei Beispiele, die in den Bibliotheken von Schleswig-Holstein leihweise erhältlich sind:
Subhash Vyam: Wasser. TaraBooks, 2017, ISBN 978-93-83145-93-5
Das Thema Ressourcenschutz braucht den Blick aus verschiedenen Perspektiven. Am Beispiel Wasser wird hier deutlich, dass z.B. Menschen in Indien eine viel intensivere Beziehung zum Wasser beschreiben. Gleichzeitig ergibt sich beim Wasser überall auf der Welt eine Mitverantwortung für den Zugang zu diesem lebenswichtigen Element. Das Bilderbuch des indischen Künstlers S. Vyam bietet beides: das Erzählen vom Wasser vor dem Hintergrund seiner Kindheitserfahrungen in einem indischen Dorf und das Erinnern an die Bedeutung einer fairen Verteilung wie auch an die verhängnisvollen Folgen der Gier. Zu Illustrationen, die vor einem monochromen Hintergrund in gedeckten Farbtönen fein strukturierte Flächen, Motive und Figuren aus dem Stamm der Gond zeigen, wurde das mündliche Erzählen des Künstlers aufgeschrieben: Er berichtet vom Wasser als ein kostbares Gut auf dem Lande, von Einfluss und Überfluss der reichen Menschen in der Stadt und von der Gefahr der Gier, die bald auch das Dorf bedrohen könnte. Hört da noch jemand auf die Weisheit der alten Wassermärchen? Ein Einstieg ins Thema, der nachdenklich stimmt
Rambharos Jha: Wasserwelten, Baobab Books 2016, ISBN 978-3-905804-74-4
„Regen prasselt, lauter Donner, /alle Wege sind verschwommen. /In tiefen Gräben lärmen gestreifte Frösche, /als spielten sie Trommeln zum Tanz.“ Mehr als 2.000 Jahre alt sind die im Ursprung tamilischen Naturimpressionen der klassischen Literatur, die die Bilder dieses besonderen Kinderkunstbuches begleiten. Die assoziativ damit korrespondierenden ganzseitigen Acrylbilder in leuchtenden Farben und feinen Linienstrukturen stammen von einem jungen nordindischen Zeichner, der über die Volkskunst seiner Heimat zu ganz eigenen Ausdrucksformen gefunden hat. Was es dabei im Detail zu entdecken gibt, erläutert er zu jedem Motiv in kurzen, schon für Kinder verständlichen „Seh-Hilfen“. Und schließlich die Form: Jedes Buch aus kostbarem Papier ist in einer kleinen indischen Werkstatt per Handdruck entstanden und als limitierte Auflage mit einer individuellen Zählung versehen. Das zusammen macht dieses Buch zu einem Fair-Trade-Gesamtkunstwerk für alle Sinne, das Betrachtende mit magisch anmutenden Tierbildern von den Geheimnissen indischer Wasserwelten erzählt.
Bruno Barros: Zwei Meter bis zum Meer. Nachwort von Martina Ducqué. Edition Orient, 2017. ISBN 978-3-922825-92-0 (für den Huckepack-Bilderbuchpreis 2018 nominiert)
In dieser Geschichte ohne Worte aus Brasilien formt ein Junge mit dem Zollstock (liegt dem Buch bei!) Dinge, mit denen er dem Meer immer näher kommt. Dort wartet der Vater bereits mit einem selbstgebauten Boot. Das inspiriert unmittelbar zum Mitmachen, wie der Junge es im Buch vormacht: Mit dem Zollstock entstehen immer wieder neue Figuren – und wie geht die Geschichte damit nun weiter?