Ein Apfelbaum-Traum im Winter… und andere Geschichten in vielen Sprachen

„Ein paar Stühle und ein Tisch stehen unterm Apfelbaum…“ – als mich meine Kollegin Daniela Skokovic Ende Januar fragte, ob ich einen literarischen Video-Gruß an die Kinder in Pozega/Serbien zum weltweiten Vorlesetag #WorldReadAloudDay am 3. Februar beisteuern könnte, habe ich mich sehr über die tolle Initiative gefreut: Innerhalb von wenigen Tagen trafen sich auf dem youtube-Kanal der Narodna biblioteka Pozega mehr als 30 Menschen aus Chile, Japan, den USA, Polen, Schweden, Lettland, Litauen, Deutschland, Serbien, Kroatien, Mazedonien, Bulgarien, Slowenien, Republik Srpska, Belgien, Albanien, Montenegro, Rumänien…, um an diesem Tag das gemeinsame Anliegen des Vorlesens und der Vermittlung von Kinderliteratur mit individuell gestalteten Impulsen in vielen Sprachen zu feiern. Das gemeinsame  Motto: Lesen verbindet uns – in den Familien, Bibliotheken, Schulen, Kitas vor Ort wie in der Welt.

Daniela hat die Aktion koordiniert und 12 Stunden lang alle 20 Minuten einen Gruß mit Leseprobe zu den Kindern und allen, die mit ihnen lesen, geschickt. Ich persönlich habe wunderbare Einblicke in das Engagement von Bibliotheken in den verschiedenen Ländern bekommen. Und das beschäftigt mich weiter… Ein Dank an alle, die die Aktion unterstützt und mit ihren Beiträgen und Sprachen so lebendig begleitet haben.

 

„Lesen verbindet uns“

 

Warum ich für die winterliche Aktion ausgerechnet ein Sommergedicht von einem fröhlichen Treffen unterm Apfelbaum ausgesucht habe? Weil das Bild für mich so gut zu dem Anliegen der Aktion wie zu unserer gemeinsamen Sehnsucht in dieser Zeit passt: Gemeinsam unter freiem Himmel an einem Tisch sitzen, die Ernte aus dem Garten genießen und sich mit der Natur verbunden fühlen – das hoffen wir nach diesem Corona-Winter alle in einigen Monaten wieder genießen zu können.

Aber das gelingt nicht von allein. Dafür nehmen wir jetzt aufeinander Rücksicht, unterstützen uns gegenseitig, lernen jeden Tag dazu und nehmen wahr, dass die Pandemie eine weltweite Herausforderung ist, bei der es gilt, die globale Situation und viele verschiedene Perspektiven und Lebenslagen zu berücksichtigen. Wir hoffen auf ein wachsendes Verständnis für soziale und ökologische Zusammenhänge. Und vor der eigenen Haustür helfen uns Empathie, Phantasie und Kreativität dabei, den öffentlichen Raum umsichtig und gemeinschaftlich zu nutzen. So können Bibliotheken mit ihrer Angebotsvielfalt und freien Zugänglichkeit dazu beitrage, Chancengerechtigkeit für Bildung, für Kulturerleben, für seelische und soziale Bedürfnisse zu verbessern. Weltweit gibt es vor diesem Hintergrund beeindruckende Beispiele des Engagements.

Manchmal fällt in diesem Zusammenhang das Stichwort „Nachhaltigkeit“. Das passt. Aber um diesen abstrakten Begriff mit dem eigenen Denken und Handeln zu verbinden, brauchen wir Bilder, Geschichten und Farben, die Gefühle ansprechen, unsere Sehnsucht und unsere Zuversicht, unseren Schmerz, unsere Sorgen, all unsere Sinne berühren und bewegen – mit Leidenschaft für das Leben eben.

Ein paar von solchen Gedichten und Geschichten aus aller Welt sind auch in dem Buch „Die Erde ist ein großes Haus“ versammelt. Das Gedicht vom sommerlichen Apfelbaum gehört dazu – ein Apfelbaum-Traum mitten im Winter…

(Gedanken zu Corona im Februar 2021)

Susanne.brandt

Bedenkt und entdeckt das Leben in Lübeck oder unterwegs - am liebsten zu Fuß und in der Begegnung mit anderen. Lernt, schreibt, singt, erzählt, teilt und lässt sich jeden Tag vom Möglichen überraschen. Weitere Informationen: https://de.wikipedia.org/wiki/Susanne_Brandt