„Am kommenden Sonntag, dem 31. Mai, ist Pfingsten. Das Fest von Gott Heiliger Geist. Auf hebräisch heißt dieser Geist: Ruach.
Ruach ist stürmisch und sie ist feurig – so erzählt es die Bibel. Und: Ruach ist ROT. Jedenfalls ist das die Farbe, die zu Pfingsten gehört.
Darum geht es bei dem Online-Projekt #wirsehenPfingstrot in der Woche vor Pfingsten:
Achte auf das Rote. Dokumentiere es unter dem Hashtag #wirsehenPfingstrot“
Alles weitere zu der Initiative und den Initiatorinnen hier: https://www.michaeliskloster.de/aktuelles/2020/aktion-zu-pfingsten
Auch hier auf waldworte.eu soll in dieser Woche vor Pfingsten an jedem Tag ein Bild mit einer roten Entdeckung aufleuchten – als feurige Erinnerung an die Geistkraft, wie ich sie vor allem draußen im Freien erlebe.
In Assoziation zum jeweiligen Bild werden an jedem Tag ein paar Gedanken notiert – tagebuchartig, vielleicht nur Stichworte.
Wie heißt es so treffend im Text zum Projekt:
„Wir haben keine Ahnung, was das werden will mit #wirsehenPfingstrot – aber wir sind uns ziemlich sicher, dass Ruach ihre rote Freude daran haben wird.“
Heute nun also der Anfang:
Montag, 25. Mai 2020 – Lebendigkeit, beflügelt
Flügelwesen im hohen Gras. Eine Tänzerin? Ein Engel? Eine feurige Elfe?
Zu drei verschiedenen Tageszeiten bin ich an dem Glaskunstwerk von Werner Kothe im Park von Annenwald vorbei gegangen: drei Mal ein anderes Wesen, andere Schatten der Gräser, ein anderer Lichteinfall.
Es ist der Blick auf das, was da im jeweiligen Moment verbunden mit der lebendigen Umwelt geschieht und weitergedacht wird. Das lässt sich nicht für alle Zeiten festschreiben. Das muss immer wieder neu angeschaut und gedeutet werden.
Das Werk bleibt nie nur für sich allein unverändert, weil das wandernde Licht, das vom Wind bewegte Gras drumherum, die wechselnden Perspektiven der Betrachtenden mitspielen. Also alles beliebig?
„Heiligen Geist gibt es nur in der Gegenwart, in der ethischen Entscheidung, nicht in der festgesetzten Moralvorschrift, im ethischen Prinzip“, so ein Gedanke von Dietrich Bonhoeffer zum biblischen Briefzitat „Der Buchstabe tötet, der Geist macht lebendig“ (2. Kor. 3,6).
Nein, beliebig sind ethische Entscheidungen im Licht der Gegenwart nicht. Das merken wir gerade jetzt besonders deutlich, da wir vor dem Hintergrund der vielen „Schutz-Vorschriften“ und „Hygiene-Konzepte“ vielleicht anders über Freiheit nachdenken. Denn die Freiheit der vielen täglichen Entscheidungen, die wir immer wieder neu zu treffen und zu verantworten haben, ist dabei ja nicht außer Kraft gesetzt. Die tritt sogar deutlicher vor Augen, weil sie nun in vielen Situationen mit größerer Umsicht und Verantwortung gelebt wird.
Pfingsten 2020 – das heißt: sich jeden Tag neu von der Lebendigkeit des Geistes beflügeln, überraschen und herausfordern lassen – mit Liebe zum Leben.