„Vom Schreiben
Natürlich könnte ich
Auch komplizierter schreiben
Und könnte Dichtung als
Geheimmagie betreiben.
Ich könnte Chiffren erfinden,
Die nur fünf Leute verstehn,
Und die andern wären die Blinden,
Wir sechs allein könnten sehn…“
So schrieb die Dichterin Eva Strittmatter einst über das Schreiben. Das Gedicht gehörte zu den Texten, die am Samstag bei der Präsentation der Literaturwettbewerb-Anthologie „Alltag im Wort“ einleitend zitiert worden sind. Der Erwin-Strittmatter-Verein hatte eingeladen, um die Autorinnen und Autoren der 100 aus über 600 Einreichungen ausgewählten Texte für das Buch zu würdigen – und dabei zugleich an das Dichter-Paar Eva und Erwin Strittmatter zu erinnern.
In Eva Strittmatters Gedicht vom Schreiben heißt es weiter:
„…Ich will aber einfach bleiben
Und nah am alltäglichen Wort
Und will so deutlich schreiben,
Dass die Leute an meinem Ort
Meine Gedichte lesen
Und meine Gedanken verstehn
Und sagen: so ist es gewesen,
Und das haben auch wir schon gesehn.
Eva Strittmatter“
In ihren Gedichten beherrschte sie die Kunst des Einfachen, ohne banal zu werden, wie kaum eine andere. Was das mitunter für eine Gratwanderung ist, zeigten auch viele Beiträge des Literaturwettbewerbs.
Und ganz besonders ihre Begabung, von den Blumen, von Landschaft und Natur, mit der sie so intensiv lebte, feine Impressionen in Worte zu fassen, ohne ins Kitschige abzugleiten, bestaune ich mit großem Respekt – und lerne vielleicht auch von ihr. Das für die Anthologie ausgewählte Rosengedicht „Ich mag den Mut“ gehört zu solchen Etuden.
Bei meinem persönlichen Eva-Strittmatter-Wochenende gehörte auch ein Besuch in ihrem Geburtsort Neuruppin, wo der Eva-Strittmatter-Platz an sie erinnert – mit einem Rosenbeet natürlich.
Susanne Brandt
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