St. Petri in Flensburg im Juli 2019: Das Bild vom sinkenden Petrus und die Rettungsweste mit dem Aufdruck “Seenotrettung ist kein Verbrechen” dicht beieinander. Da baut sich eine starke Spannung im Altarraum auf zwischen dem vertrauten Gemälde in warmen Tönen und der schreienden Signalfarbe – nicht leicht aufzulösen, herausfordernd, fragend, nicht an den Rand geschoben, sondern im Zentrum von dem, was hier geschieht.
Ich fange an zu begreifen: Die alten Geschichten und die aktuellen Ereignisse führen uns eine lebenswichtige Hoffnung vor Augen, die manchmal das einzige (und kostbarste) ist, was in großer Angst und Verzweiflung noch für das Leben hervorgebracht werden kann. Das gilt für die Menschen in kleinen ebenso wie in großen Booten, die sich auf dem Meer mit friedlichen Absichten begegnen.
Sie alle sind dazu bereit, sich ganz und gar auf eine starke Hoffnung einzulassen. Nicht immer ist das schon die ganze Lösung, aber oft der entscheidende Schritt, der getan werden muss, um sich und andere von dem verhängnisvollen Geflecht aus Angst und Gewalt, Gleichgültigkeit und Erniedrigung zu befreien – und um der not-wendigen Hoffnung auf ein gutes Miteinander bald an Land eine Chance zu geben. Überall!
Dafür gilt es, menschlich und politisch ganz konkret und mutig Verantwortung zu übernehmen: Seenotrettung ist kein Verbrechen
Susanne Brandt