„Ellington aber erfand ein wunderbares Lied über die Freiheit und das Glück“. In diesem Satz am Ende des Bilderbuches klingt vieles an, was den besonderen Reiz der Geschichte ausmacht: Musik und Fantasie, die Suche nach Glück und die Entdeckung der Freiheit. Dazu muss man wissen: Ellington ist ein Enterich. Und die, die sich über das Lied freuen soll, das ist Frau Treuherz, eine Klavierlehrerin. Die glaubte lange, mit dem geretteten Vogel in ihrer Wohnung auch ihr eigens Glück retten zu können. Und auf skurrilen Umwegen geht diese Sehnsucht auch in Erfüllung – nur ganz anders als erwartet. Die leise Melancholie, die Ingrid Godon bereits in dem Bilderbuch „Warten auf Seemann“ mit ihren Illustrationen so wunderbar leicht und unaufdringlich zum Leuchten gebracht hat, die mischt sich ebenfalls bei dieser Geschichte mit einer feinen Prise Humor (man fühlt sich erinnert an „Die Befreiung des Herrn Kartuschke“ vom gleichen Autoren-Duo). Dass die Autorin Marlies Bardeli nicht nur im Umgang mit Sprache, sondern auch im Umgang mit Musik über ein feines Gespür verfügt, wird mit dieser einfühlsam erzählten Geschichte deutlich und wunderbar verbunden.
Und deutlich wird auch: Manchmal muss der geordnete Alltag gehörig durcheinander gewirbelt werden, bis die Menschen Seiten und Töne in der Musik des Lebens entdecken, mit denen sie so nicht gerechnet hätten. Eine Botschaft, die sich kleineren wie größeren Menschen hier auf verschiedenen Ebenen erschließen kann – ganz im Sinne des letzten Satzes: „Und die kleine braune Ente verstand es sowieso“. Ganz bestimmt!
Marlies Bardeli / Ingrid Godon (Ill.): Ellington. Peter Hammer Verlag, 2018, ISBN: 978-3-7795-0589-1