Es geht auf September zu. Nach hellen Sommernächten, in denen die Dämmerung fast ins Morgengrauen hineinzufließen schien, rückt die Wahrnehmung der Abendstunden nun wieder dichter an den Tag heran. Man ist vielleicht noch in der Stadt unterwegs, auf dem Weg von der Arbeit nach Hause, wenn all das spürbar wird: dieses sanfte Zurückweichen des Lichtes, die kühler werdende Luft, das allmähliche verebben der Geschäftigkeit auf den Straßen. Blaue Stunde eben!
Wer in Flensburg wohnt, hört den Beginn des Abends auch vom Turm herunter klingen: in diesen Wochen mit den Glockenspiel-Melodien „Dona nobis pacem“ gegen 18.00 Uhr und „Der Mond ist aufgegangen“ gegen 21.00 Uhr. Ich mag es, wenn der Abend auf diese Weise eingeläutet wird…
Der Glockenschlag will nicht die Zeit zerschlagen. Im Schwung von Ton zu Ton verbinden sich Momente zu Musik, tanzen vom Turm wie Perlen auf die Straße nieder. Ich halte inne, nehme mir die Zeit und schwinge mit. Susanne BrandtUnd noch etwas fällt mir ein, wenn ich zur abendlichen Stunde durch die Stadt gehe: die kleine feine Geschichte von Anton Einton, geschrieben und erzählt von Margarete Jehn. Fast 20 Jahre ist es her, dass sie mir auf einer CD der Worpsweder Musikwerkstatt („Heute ist ein Sternentag“, 1996) das erste Mal als bemerkenswertes Hörerlebnis begegnet ist. Immer wieder habe ich mir die Geschichte seither mit Kindern zusammen angehört, mit ihnen darüber nachgedacht, wie jeder und jede das anders erlebt und erlauscht – dieses leise Eintauchen in die Klänge des Abends.
Viele Kinder haben mir dazu berührende Geschichten erzählt von ihren eigenen Hörerlebnissen. Viele Experimente mit Geräusch- und Körperinstrumenten haben wir bei „Geschichtenzeiten“ in der Bibliothek ausprobiert, um diesen Klangerinnerungen nachzuspüren.
Deshalb freue ich mich, dass „Anton Einton“ zusammen mit vielen anderen Texten und Ideen zum Lauschen, Lesen und Experimentieren jetzt neu zu haben ist: in der bei der Worpsweder Musikwerkstatt erschienenen „KlangKiste“. Das Buch bietet poetische kurze Texte, die dazu anregen, eigene Klangvorstellungen zu entwickeln und diese mit verschiedenen Mitteln, Experimentierfreude und Phantasie zu Gehör zu bringen. Ob mit den eigenen Händen, mit Alltagsgegenständen oder App – das Besondere an dem Buch ist die Offenheit für klassische wie neue Klang- und Spielmöglichkeiten wie auch die Freiheit, diese nach den dort gegebenen Vorschlägen oder eben auch ganz anders zu erproben. Wer dazu klingende Beispiele hören möchte, findet diese auf der gesondert bei der Worpsweder Musikwerkstatt erhältlichen CD „Blechbuckels Weltreise“.
Alle weiteren Informationen dazu sind hier zu finden: http://www.worpsweder-musikwerkstatt-onlineshop.de/product_info.php?info=p153_klangkiste.html