„Alle Reisen haben eine heimliche Bestimmung, die der Reisende nicht ahnt“ (Martin Buber).
Mit der begonnenen Reisezeit beginnt auch bei „Waldworte“ eine kleine Serie mit Buch-Tipps und Texten, die in unterschiedlicher Weise Einblick geben in ganz unterschiedliche Reiseerfahrungen von Menschen: freiwillige und unfreiwillige Reisen, imaginäre Reisen, stille Reisen und schrille Reisen….Immer wieder brechen Menschen auf, lassen sich auf das Andere ein, folgen einer Sehnsucht, werden enttäuscht und inspiriert, sammeln bislang nie gekannte Eindrücke und Erfahrungen, kehren verändert zurück….Dass wir von vielen Reisen der Vergangenheit wissen, ist nicht zuletzt den Briefen und Tagebüchern zu verdanken, die auf Reisen geschrieben wurden und werden. Solche Briefzeugnisse stehen auch im Mittelpunkt der ersten Lektüreempfehlung:
In Hilde Domins Nachlass finden sich weit über tausend Briefe, die sie mit ihrem Mann gewechselt hat: leidenschaftliche Liebesbotschaften ebenso wie anrührende Zeugnisse der Heimatlosigkeit und der Verlassenheit. 1933 wird Italien, der ersehnte Süden, zum ersten Exil. Bis Hitlers Rassegesetze auch hier wirksam werden. Die unfreiwillige Reise des jungen Paares führt beide 1939 zunächst nach England und dann in die Karibik, nach Santo Domingo. Dort richten sie sich ein, gerettet und gefangen zugleich, bis zu ihrer Rückkehr nach Deutschland im Jahr 1954.
Aus dem Presseecho: Mit großen Interesse hat Rezensentin Ulla Hahn in der „Zeit“ diesen „gut kommentierten“ Briefwechsel Hilde Domins mit ihrem Mann Erwin Walter Palm gelesen, der ihr auch die Entwicklung einer Tochter aus gutem Hause und einer „tüchtigen Ehefrau“ zur Dichterin nachvollziehbar machte. Denn diese Briefe aus dem Exil machen der Rezensentin deutlich, dass das Schreiben eine Flucht in die Muttersprache vor Ehekrisen, Gefühlen von Heimatlosigkeit im Exil gewesen sei. Der Briefwechsel reicht, wenn man die Rezensentin richtig versteht, von einem Studienaufenthalt des Jahres 1932 in Rom, der im Folgejahr zum Exil wird, über eine Flucht über England bis nach Santo Domingo in der Dominikanischen Republik, wo aus Hilde Palm dann die Dichterin Hilde Domin geworden sei. (www.perlentaucher.de)