Einen Monat nach dem Welttag der kulturellen Vielfalt im Mai steht nun am Montag, dem 20. Juni, der Weltflüchtlingstag im Kalender – in diesem Jahr unter dem Motto: „Wir stehen zusammen“.
Um die Sprachen der Flüchtlinge ging es gestern auch bei einem Workshoptag in Berlin, der von Goethe-Institut und den DBV-Kommissionen dank einer großzügigen Spende der Japan Art Association durchgeführt werden konnte.
Auch wenn bei der gut besuchten Veranstaltung in erster Linie die arabischen Übersetzungen von deutschen Kinderbüchern und deren praktische Vermittlung im Mittelpunkt standen, wurde mir persönlich durch den Austausch und die Erfahrungen des Tages deutlich, dass wir unseren Blick noch besser schulen und schärfen können für Sprachen, die in einigen Regionen der Welt benachteiligt oder als Minderheitensprachen angesehen werden – und für das, was gerade diese Sprachen für die Identität und Freiheit von Menschen bedeuten, wie z.B. Kurdisch. Denn hinter Sprachen wie Arabisch, die vielerorts von verschiedenen Initiativen gut mit entsprechenden Medien unterstützt und erschlossen werden, geraten andere Sprachen und mit ihnen vielleicht auch die Anliegen der Menschen, für die diese Sprachen wichtig sind, leicht in den Hintergrund.
Aufgabe von Büchereien kann und muss es von ihrem Auftrag her sein, für eine angemessene Vielfalt und Gerechtigkeit Sorge zu tragen und dabei nicht allein die vermutlich ausleihstärksten bzw. die durch Buchspenden am meisten geförderten Sprachen zu berücksichtigen, sondern die Anliegen aller geflohenen und zugewanderten Menschen wahrzunehmen.
Wenn nun der diesjährige Weltflüchtlingstag besonders an Solidarität appelliert, wäre es schade, wenn diese Botschaft allzu beliebig und unverbindlich abgenickt wird, ohne damit wenigstens eine konkrete Herausforderung und Aufgabe zu verbinden. Die Aufgabe, gezielter als bisher die Sprachenvielfalt als Angebot von Bibliotheken weiter auszubauen, dabei auch benachteiligten oder anderswo unterdrückten Sprachen und Minderheitensprachen einen deutlich sichtbaren Platz einzuräumen und ihre Bedeutung für Menschen zu achten, könnte im Sinne des Weltflüchtlingstags eine solche Herausforderung sein, die weit über den Tag hinaus ihre Relevanz behält.
Beiträge und Anregungen zur sprachlichen Vielfalt in der Lebenswelt von Kindern:
http://multilingual.uni-graz.at/etc/projects/1426783852.pdf
Susanne Brandt