Im Jahr des 100. Geburtstages von Etty Hillesum, das heute beginnt, werden an dieser Stelle nach und nach vor allem ihre Begegnungen mit Natur, Landschaft und allem Lebendigen vorgestellt. Mehr dazu: http://www.waldworte.eu/2013/12/29/zwischen-heide-und-himmel-erinnerungen-an-etty-hillesum/
Etty Hillesum, 11. Juni 1941: „Die Landschaft, die ein Mensch in sich trägt, sucht er auch draußen. Vielleicht habe ich deshalb immer dieses merkwürdige Verlangen gehabt nach der wilden russischen Steppe. Meine innere Landschaft besteht aus großen weiten Flächen, unendlich weit, da ist kaum ein Horizont, denn die eine Fläche geht über in die nächste. Und wenn ich so in Gedanken sitze auf diesem Stuhl, den Kopf tief gesenkt, dann wandere ich über die freien Flächen und wenn ich dann eine Zeit so sitzen bleibe, dann kommt ein wohltuendes Gefühl von Endlosigkeit und Ruhe über mich. Die innere Welt ist ebenso real wie die äußere Welt. Man muss sich das bewusst machen. Sie hat auch solche Landschaften, hat Konturen, hat Möglichkeiten, hat unbegrenzte Gebiete. Und man ist selbst das kleine Zentrum, wo Innen- und Außenwelt einander begegnen. Die beiden Welten werden dort ernährt, man darf die eine nicht vernachlässigen auf Kosten der anderen, die eine nicht wichtiger finden als die andere. Sonst verarmt die eigene Persönlichkeit.“ (aus: Etty. De nagelaten geschriften van Etty Hillesum 1941-1943, S. 64, Übersetzung des Zitats aus dem Niederländischen: Susanne Brandt)