Im Herbstgrau: Hoffnungsgrün durch Lebensgeflechte

Bald wird es winterlich. Der Herbststurm hat einen großen Teil der Blätter früh von den Bäumen gerissen. Letzte Blüten im Garten verwelken und was noch bleibt, sind krautige Nester aus Gestrüpp – gut für die Tiere, die Schutz vor der Kälte suche.

Hier oben im dünn besiedelsten Norden Dänemarks fällt noch etwas anderes ins Auge: Die Äste des Weißdorns leuchten nicht nur durch die roten Beeren. Auch die dicht mit Flechten bewachsenen Äste bilden grün-gelbe Farbtupfer im tristen Grau.

Ich lese nach: Flechten entstehen als Doppelwesen aus Symbiosen zwischen Algen und Pilzen. Dabei nutzen Algen die Energie des Sonnenlichts und werden von den Pilzen vor Trockenheit, Wind und Kälte geschützt. Eine fein aufeinander abgestimmte Lebensgemeinschaft also, die sich so schon seit 220 Millionen Jahren selbst in kargen und kalten Regionen bewährt und den Flechten bis heute ein Alter von mehreren hundert Jahren ermöglicht.

Da sie dabei den Baum oder Stein nur als Untergrund nutzen, ihnen also keine Nährstoffe entziehen, sondern alles aus der Umgebung holen, sind sie zugleich zuverlässige Anzeiger für gute Luft. Denn die brauchen sie zum Leben. Flechten an Bäumen und Sträuchern zu entdecken, ist daher ein gutes Zeichen und kein Grund zur Sorge – und eine Nahrungsquelle für manche Tiere noch dazu.

In rauer Natur
verbinden sich die Wesen
zum Lebensgeflecht

Susanne Brandt

 

Susanne.brandt

Bedenkt und entdeckt das Leben in Lübeck oder unterwegs - am liebsten zu Fuß und in der Begegnung mit anderen. Lernt, schreibt, singt, erzählt, teilt und lässt sich jeden Tag vom Möglichen überraschen. Weitere Informationen: https://de.wikipedia.org/wiki/Susanne_Brandt