Das war ein außergewöhnlicher Sommer – durch Sterben und Tod meiner Mutter, die Begleitung und Hilfe für meinen Vater und viele Aufgaben, die sich für uns daneben beruflich stellten, wurden die Prioritäten über Monate anders gesetzt. Das bedeutete auch: Wir haben den alten Garten rund um unser Haus einfach mal das tun lassen, was er seit Jahrzehnten gut auch alleine kann: wachsen, wuchern und blühen – und zwar ziemlich wild durcheinander.
Heute, am letzten Tag meiner Corona-Isolation, freue ich mich nun daran, wenigstens das zu dürfen: in eben dieser Wildnis einen kleinen Spaziergang machen. Ich staune, wie schnell und entschlossen sich die Natur manche Flächen, die im Frühjahr noch gepflegt und aufgeräumt waren, zurückerobert. Ich entdecke selbst jetzt im Herbst noch ein erstaunlich buntes Blühen und ich stelle fest, dass trotz wenig Regen und viel Hitze kaum etwas vertrocknet ist – vielleicht, weil sich im entstandenen Dickicht die Pflanzen gegenseitig viel Schatten gespendet haben und die Erde unter dem Gestrüpp nicht so stark ausgetrocknet ist.
Ich sehe, was an Gartenarbeit eigentlich hätte getan werden müssen, nehme wahr, was stattdessen geschehen ist und ahne, dass die Tiere im Winter für manchen Unterschlupf dankbar sein werden.
Nein, die Verwilderung des Gartens soll jetzt nicht zum Prinzip erklärt werden. Dieses Jahr ist einzigartig – und das nächste wird es in anderer Weise werden. Wie? Noch offen.
Aber am Ende dieses außergewöhnlichen Sommers tut es heute nun einfach gut, inmitten dieser Wildheit so viel über die unbändige Gestaltungslust des Lebendigen zu lernen – und zu begreifen, dass nichts wirklich Schlimmes passiert, wenn man den Garten mal einen Sommer lang tun lässt, was er gut kann: wachsen, wuchern, blühen – und Schönheit ans Licht bringen auch!