Noch traut sich kaum ein Halm ans Licht
auf wintergrauen Beeten.
Ein Baumstumpf aber ist geschmückt
mit wuchernden Trameten.
Wer sich nach Grün und Blumen sehnt
und sucht und sucht vergebens,
entdeckt das Schöne unverhofft
als stille Kraft des Lebens
beim toten Holz im Buchenlaub –
ein Wunderwerk im Wald.
Was leblos schien, verwandelt sich
in seltsamer Gestalt.
Susanne Brandt
Buchenwälder, in denen die Bäume etwa gleich alt sind, erscheinen als Hallenwälder licht und leer unter den hohen Baumkronen, so dass man meinen könnte, der Wald wäre eher artenarm. Tatsächlich haben es viele Pflanzenarten schwer, unter dem schattigen Buchendach zu gedeihen. Gleichzeitig bilden Buchenwälder eine spezifische Biodiversität aus, die besonders für Pilze und Insekten, auch bedingt durch die vielen abgestorbenen Stämme und Baumstümpfe eine erstaunliche Vielfalt möglich machen.
Es lohnt sich also, unter den großen Bäumen besonders auf die kleinen Lebewesen zu achten:
Durch das Buchenlaub gelangt im Herbst ein großer Teil der Nährstoffe zurück zum Waldboden, wo sie nun Bodenorganismen und Pflanzen gut zugänglich sind. Diese finden hier hier also reichlich Nahrung und auch sonst günstige Lebensbedingungen: Denn das am Boden liegende Buchenlaub bildet eine schützende Decke und ernährt Würmer, Schnecken, Asseln, Insekten, Pilze und unzählige Mikroben gleich mit. Trameten zum Beispiel fühlen sich gerade in den Buchenwäldern besonders wohl.
Gut geschützt vor Wind und Wetter, Sonnenstrahlung und Austrocknung verwandeln die Bodenlebewesen die Pflanzenreste in Humusstoffe und arbeiten diese in den Mineralboden ein. Auf diese Weise werden die darin enthaltenen Nährstoffe sozusagen recycelt und der Waldboden mit Kohlenstoff angereichert. So düngt sich die Buche selbst und sorgt zu ihren Füßen für reichlich Biodiversität – manchmal erst auf den zweiten Blick zu erkennen.
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