Das Projekt „Nachhaltig erzählen“ der Büchereizentrale Schleswig-Holstein wurde im Wettbewerb „Projekt Nachhaltigkeit 2020“ ausgezeichnet. Mit dem gleichnamigen Qualitätssiegel werden Initiativen und Projekte sichtbar gemacht, die sich für eine nachhaltige Entwicklung in der gesamten Breite der Gesellschaft einsetzen. 372 Bewerbungen lagen für das Jahr 2020 vor, aus denen eine Expertenjury 40 Preisträger ausgewählt hat. Mit dem Wettbewerb „Projekt Nachhaltigkeit“ fördern die vier Regionalen Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien (RENN) in Kooperation mit dem Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) seit vielen Jahren Unternehmen, Initiativen und Projekte, die sich mit den 17 globalen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen befassen.
„Nachhaltig erzählen“ – was heißt das?
Nachhaltigkeit braucht Fantasie und Visionen, Hoffnung und eine lebendige Beziehung zur Umwelt. Mit Geschichten wird davon etwas spürbar. Beim gemeinsamen Erzählen und Gestalten entdecken Kinder: Das hat etwas mit mir zu tun. Auch ich kann mitwirken an einem guten Leben für alle.
Aufbauend auf das Projekt „Das weiße Blatt“, das 2018/2019 gemeinsam mit den Bücherpiraten verwirklicht werden konnte, wurde der Ansatz unter dem Motto „Nachhaltig erzählen“ weiterentwickelt und hat sich für immer wieder neue Kooperationen geöffnet: Rund 20 Büchereien sind mit Medienboxen ausgestattet, die Bilderbücher zur Agenda 2030 enthalten. Einige haben sich 2019 an den Aktionstagen Nachhaltigkeit beteiligt, veranstalten kreative Autorenbegegnungen (wie z.B. mit Susanne Orosz zum Thema Wasser) oder verbinden eine Saatgut-Bibliothek mit Literatur (wie z.B. zum Weltbienentag in Flintbek) – um nur wenige Beispiele zu nennen. Dabei sensibilisieren Geschichten die Wahrnehmung und machen Zusammenhänge erlebbar.
Vom nachhaltigen Potential der Geschichten
Viele Büchereien nutzen das inspirierende Potential von Geschichten, um mit Kindern über Bilder, Sprache, Lied und Spiel in einen lebendigen Austausch zu Themen wie Natur, Gerechtigkeit, gutes Zusammenleben, Frieden, Stadt und Land (wie mit den „5 P’s“ der SDGs beschrieben) zu kommen, beziehen Umwelterfahrungen mit ein, regen zum kreativen Mitgestalten an, experimentieren zu Alltagsphänomenen und sensibilisieren die Wahrnehmung für globale Vielfalt.
Das kann in der Praxis von Bibliotheken auf ganz unterschiedliche Weise geschehen: Mit „Fairen Geschichtenbüdeln“ kommen z.B. Materialien aus der Natur und dem fairen Handel zum Einsatz und das Kamishibai Erzähltheater fördert das dialogische Erzählen im Freien. Impulse von Kooperationspartnern aus Kunst, Musik oder Naturbildung bereichern die Praxis in Bibliotheken und Ideen aus der Leseförderpraxis in anderen Teilen der Welt verdeutlichen die globale Dimension und Verbundenheit bei vielen Fragen.
Den Fragen des Lebens einen Platz im Alltag geben
In vielfältiger Weise können Kinder in Büchereien über Geschichten und Bilderbücher einen sinnlichen, emotionalen und spielerischen Zugang zu den großen Fragen des Lebens (s. „5 P’s“) entdecken und zum Weiterfragen angeregt werden. Wo das mit Freude geschieht, springt vielleicht auch ein Funke auf Eltern und andere Vermittler*innen über, die daraufhin selbst Lust bekommen, den vielen Möglichkeiten des nachhaltigen Erzählens auf die Spur zu kommen. Nachhaltigkeit soll so seine Sperrigkeit verlieren und sich ganz selbstverständlich zu einem Thema im Alltag der Familien, Kitas und Büchereien entwickeln.
Nach und nach können auf diese Weise immer mehr Menschen – Kinder wie Erwachsene – mit so sperrig wirkenden Begriffen wie „Nachhaltigkeit“ und „Agenda 2030“ eine positive, sinnliche und motivierende Vorstellung oder „Geschichte“ verbinden und abstrakte Schlagworte wie die „5 P’s“ (Planet, Peace, Prosperity, People, Partnership) als ermutigende und lebendige Botschaft für ihr Leben übersetzen und verstehen.
Weitere Informationen: www.nachhaltig-erzaehlen.de
Eine Fundgrube für Praxis-Ideen: http://www.bz-sh-medienvermittlung.de/thema/agenda-2030-projekt/