Transformation – das meint Übergang und Umformung vor einem längeren zeitlichen Horizont. Was das für Geschichte und Praxis des Kirchenlieds bedeutet, stand als Frage bei der diesjährigen Tagung der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Hymnologie in Lögumkloster/DK im Raum.
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Ein Fachpublikum aus Skandinavien und der Schweiz, aus Deutschland, Ost- und Mitteleuropa und sogar Taiwan war dazu in das dänische Tagungs- und Einkehrzentrum gereist.
Zahlreiche Vorträge und Konzerte standen auf dem Programm. Für mich persönlich als besonderes Erlebnis dabei: die Begegnung mit zwei Kirchenmusikern aus der Schweiz, Andreas Marti und Elie Jolliet, die beim Festival-Konzert am Donnerstagabend in der Klosterkirche neben anderen Stücken ihre musikalische Interpretation einer englischen Choralmelodie aus dem 18. Jahrhundert auf einen neuen Text von mir mit jeweils eigenen Arrangements in Verbindung mit Gemeindegesang zu Gehör brachten.
Neu komponierte Sätze aus der Schweiz auf einen Text aus Deutschland über eine englische Melodie in einer dänischen Kirche – bei diesem Vorhaben, das einen weiten Bogen über Ländergrenzen, Konfessionen, Jahrhunderte, Wort- und Tonkünste schlägt, wird eine Transformation, die durch die Titelgebung „Thomaslied“ eine weitere Interpretation erfährt, an einem Beispiel konkret und hörbar.
Denn auch im Text ist es vor allem das Wandern und Begegnen, das Zweifeln, Fragen und Tasten, das das Wandelbare in der Beziehung zu Menschen und zu Gott und das gemeinsame Unterwegssein zu beschreiben sucht. Die Transformation – in der Kunst, in der spirituellen Erfahrung und auf der Suche nach einer Sprache, die davon singen kann – steuert also nicht auf eine neu gefertigte Form hin, die das Bisherige in den Schatten stellt, sondern bleibt gerade mit den neuen Worten und Arrangements als immerwährende Bewegung, als ein frisches Schöpfen aus alten Quellen, spürbar und lebendig.
Susanne Brandt