Wenn Menschen sich Geschichten erzählen, dann teilen sie einander etwas mit, teilen elementare Hoffnungen und Erfahrungen, die in verschiedenen Zeiten und Kulturen unterschiedlich dargestellt und interpretiert, im Kern aber oft mit erstaunlich ähnlichen Sehnsüchten verbunden werden können. Das macht die Lebendigkeit von Geschichten aus – und so bleibt es eine Herausforderung für alle Erzählenden, lebendig damit umzugehen. Also: mit Fragen und Zweifeln, mit Versuch und Irrtum, mit Lust und Freude, mit Haltung und Offenheit im Blick auf die Menschen, mit denen Geschichten geteilt werden. Geschieht das dialogisch, „verknüpfen sich zwei gleichwertige reife Augenblicke seines und meines Lebens“ (Janusz Korczak)
Die Geschichte von der „wunderbaren Brotvermehrung“ zählt für mich zu solchen Geschichten: Sie vermittelt eine Grunderfahrung von Menschen und sie hat im Verlauf der Überlieferung ganz unterschiedliche Interpretationen erfahren. Wo und wie auch immer Menschen einen Zugang dazu finden: Das Wunderbare nimmt hier in der Mitte der Gemeinschaft seinen Anfang. Das entzaubert das Geheimnis des Teilens nicht, lässt verschiedene Deutungen und Glaubenshaltungen zu und hat sich vermutlich deshalb als Geschichte so weit verbreitet, weil es hier weniger um eine Lehre oder Moral geht, sondern vielmehr um eine sinnliche Erfahrung, die als solche das Erinnern und Weitergeben anregt.
Auch ich bin mit der Geschichte noch nicht ganz „fertig“. Es gibt dazu Bilder. Es gibt Gedanken dazu. Es gibt viele Fragen. Und es gibt ein neues Lied, das mir wichtig geworden ist: Wir teilen Zeit
In bin damit unterwegs – und am Kirchentags-Samstag (auch) mit dieser Geschichte und dem Lied in Berlin zu Gast.
12.30–13.30 + 14.30-15.30