Ein Lichterfest in der Dunkelheit der winterlichen Natur: Live-Musik und Tänze, Ölgebäck und Getränke zum Warmwerden gehören dazu – vor allem aber der Zauber der brennenden Kerzen und Fackeln.
Die Geschichten und Bräuche rund um das Chanukka-Fest erzählen vom Licht, von der großen Kraft im kleinen Funken, von der Würde und von der Seele der Verfolgten, von ihrer unerschütterlichen Lebendigkeit, mit der die Kleinen sich von den Mächtigen nicht entmutigen lassen – und immer wieder von dem Wunder, das in allem ruht, bis es mit Geduld und Vertrauen erkannt wird. Am besten erzählen vielleicht die warmherzigen Geschichten des Dichters Isaac B. Singer davon, seine Rettungs-Geschichten wie “Zlateh, die Geiß” oder seine Erinnerungen an Warschau. Es sind Wintergeschichten aus der jüdischen Kultur Osteuropas, tröstliche Erfahrungen mit Gefahr und Rettung in Sturm und Schnee.
Mit Sturm und Schnee hatten die Gäste beim Chanukka-Fest in Flensburg in diesem Jahr nicht zu kämpfen. Sie konnten bei milden Temperaturen unter den Sternen am Himmel und zwischen den Lichtern auf der Erde ausgelassen tanzen, einander kennen lernen, Chanukka-Lieder singen, die Gastfreundschaft der Jüdischen Gemeinde erleben – und erfahren, was ihre Nachbarinnen und Nachbarn da eigentlich feiern, während unten auf dem Weihnachtsmarkt ein ganz anderes Treiben herrscht.
Kurz gefasst: In Erinnerung an das Ende der syrisch-hellenischen Verfolgung im Jahr 165 vor unserer Zeitrechnung wird mit Chanukka der Sieg der Schwachen gegen eine scheinbar übermächtige Unterdrückung gefeiert. Die Hauptzeremonie besteht aus dem Anzünden eines achtarmigen Leuchters. Eine alte Legende berichtet vom “Lichtwunder”: Im Tempel war ein kleiner Krug erhalten geblieben, der aber nur ein winziges Tröpfchen Öl enthielt – es reichte jedoch für acht Tage. Deshalb wird Chanukka auch als “Lichterfest” bezeichnet. Das Anzünden geschieht stets nach Einbruch der Dunkelheit in der Familie und in der Synagoge.