Manchmal sind die Gedichte von Georg Bydlinski wie Schmetterlinge im Kopf: Hat man sich mit seinen zarten Versen vertraut gemacht, kann es passieren, dass sie einem plötzlich durch die Gedanken huschen – besonders beim Spazierengehen. Ich kenne nur wenige Lyriker, die ein so feines Gespür für die stille Sprache der Natur zeigen wie dieser Dichter, der vor wenigen Monaten mit dem Friedrich-Bödecker-Preis 2012 geehrt worden ist.
In der aus diesem Anlass gehaltenen Laudatio vom Dichterkollegen Manfred Schlüter auf den Preisträger wird diese Gabe der genauen Wahrnehmung einfühlsam gewürdigt: „Georg ist einer, der zu hören in der Lage ist. Und zu sehen. Der seine Aufmerksamkeit immer wieder den vielen kleinen Dingen schenkt, aus denen unsere große Welt sich zusammen setzt. In seinen Texten für Erwachsene. Und in denen für Kinder“, weiß Manfred Schlüter – und wer sich durch seine Texte sensibilisieren lässt für eben diese kleinen Dinge, schaut und hört anders auf die Sprache der Bäume:
Mit der Hand
über die Baumrinde
streichen
Die Sprache der Bäume lernen
um in ihr
zu schweigen
(aus „Schneefänger“ von Georg Bydlinski, Edition Atelier 2001)
Die Laudation auf den Lyriker steht hier zum Nachlesen im Internet: http://www.georg-bydlinski.at/person/friedrich-boedecker-preis.html