Sommer in der Literatur: Finden lässt sich davon etwas in den nahezu vergessenen literarischen Gartenimpressionen aus der Flensburger Nordstadt Ende des 19. Jahrhundert, als Kindheitserinnerung 40 Jahre später aufgeschrieben von Emmy Ball-Hennings.
„Unser Garten war ein Paradies im kleinen, doch muss ich hier, um einem Irrtum vorzubeugen, erwähnen, dass dieses Paradies nicht viel größer war als eine mächtig große Wohnstube. Aber wir hatten einen Wall anschließend am Garten, und auf diesem Wall standen vier Holunderbäume, und das war ein Wald mit Grün und Sonnenspielen zwischen dem Grün, und der Himmel, den man durch das Gezweige erblicken konnte, dieses Stück gehörte auch eigens zu unserem Haus. Im Garten selbst war in der Mitte ein kleines Rundbeet, in dem ein Rosenbaum stand. Mit sieben Jahren wusste ich, dass das Paradies ähnlich angelegt war wie eben unser Garten, aber wir hatten natürlich keinen Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen. Statt dessen stand bei uns der entzückende Rosenbaum, der rote Rosen hervorbrachte, was ja weit schöner war als gefährliche Früchte. […] Auch war es fraglich, ob es im Paradies Rhabarber gegeben hatte, von den Stachelbeeren ganz zu schweigen. Wir hatten eine hohe Stange, an der oben ein Reifen mit fünf kleinen Schiffen angebracht war, Segelschiffe mit kleinen Segeln gleich Schmetterlingsflügeln, und bei gutem Wind fuhren die Schiffchen durch die Luft, wie durch ein sehr nachgiebiges Meer. O ja, wir konnten es gut aushalten. Uns fehlte nie etwas.“ (aus: Emmy Ball Hennings: Blume und Flamme. Köln 1938 ff.)