Lesepaten-Treff in Rendsburg: Auf Initiative des Vereins Plietsch & Stark sind bereits zum zweiten Mal mehr als 20 freiwillig Engagierte für einen halben Tag in der Stadtbücherei zusammen gekommen, um sich gemeinsam auf ihre neuen Aufgaben als Lesepaten an Schulen und Kitas vorzubereiten. Und auch diesmal kreisten die Gespräche bald um die Frage: Was kann die Rolle und Chance der Lesepatenschaft sein? Was weckt die Lust am Lesen und was hilft auf den Durststrecken, wenn die Angst vor Misserfolgen und Bewertung mitunter größer scheint als die Neugier, sich durch Lesen immer mehr von der Welt erschließen zu können – ermutigend wie auch herausfordernd?
„Mir kann nichts passieren. Ich habe ein Buch…“ – die Zuversicht, die Heinz Janisch mit seinem wunderbaren Gedicht beschreibt, wird in der Phase des Lesenlernens längst nicht von allen Kindern so für sich wahrgenommen. Wie also wird erfahrbar, dass Lesen etwas mit dem eigenen Leben zu tun hat und sich dabei nicht selten als tröstliche oder gar rettend erweist?
Oder um es mit den Worten des Dichters Heinz Janisch zu sagen:
„Ich wandere durch ein dunkles Tal. / Hohe Berge verdecken den Himmel./ „Mir kann nichts passieren!“, sage ich, und / aus den offenen Seiten meines Buches strahlt helles Licht.“
In neun Szenen malt der Dichter Visionen von der rettenden Kraft der Bücher, die bei Angst und Erschöpfung, in auswegslos und bedrohlich scheinenen Situationen ihre bergenden, rettenden oder beflügelnden Möglichkeiten entfalten. Gute Zukunftsbegleiter also – die mit Worten und Bildern Vorstellungen von Wandel wecken und der Hoffnung Nahrung geben.
Den Wort-Schatz heben
Entdeckt, erprobt und geübt haben wir beim Lesepaten-Treff in Rendsburg den Blick auf das, was schon da ist: auf den Wort-Schatz, den jedes Kind mitbringt, mag er auch noch klein sein und eher in der Mündlichkeit als in der Schriftlichkeit lebendig werden. Aber er bietet Chancen: für vielerlei Formen, spielerisch und kreativ den kleinen kostbaren Schatz zu heben, zu merken, was schon mit wenigen Worten alles möglich ist – beim Hören, Erzählen, Malen, Schreiben, Lesen. Bereits mit wenigen Worten kann ein kleines Gedicht entstehen, eine Geschichte, ein Hosentaschen-Buch, gefaltet aus einem Blatt Papier.
So klein es auch sein mag – es lässt die Kinder erfahren, wie kostbar und wirkmächtig selbst einzelne Buchstaben und Wörter sind, zum Anfang eines Gedanken, einer Geschichte, einer Idee werden können. Hineingeschrieben in das kleine feine Buch, vielleicht gestaltet mit Farben und Bildern, wirken die einzelnen Wörter nicht „verloren“ und unzureichend, sondern erweisen sich als vollwertige Elemente, die das Buch erst zum Buch machen. So kann sie beginnen – die Beziehung zum Lesen, die durch vertrauensvolle Beziehungserfahrungen zu Menschen – zu Lesepaten zum Beispiel – eine wichtige Begleitung erfährt.
Und vielleicht erschließt sich so auch die Bedeutung des wunderbaren Gedichtes von Heinz Janisch, in dem es am Ende heißt:
„Mir kann nichts passieren. Ich habe ein Buch. Das trage ich immer bei mir.“
(vollständiger Text in: Folge deinem Traum. Hrsg. von Michael Krüger. Hanser Verlag, 2013)
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