Schreiben im Grünen – eine Gartenreise durch Leipzig, Dresden und Jena

Das Denken, Lesen und Schreiben verändert sich im Freien. Die Pflanzen und Sinneseindrücke mischen sich ein, Begegnungsräume werden weiter und offener, auch für das Unvorhersehbare.

Was ich unter „Freiluftpoesie“ verstehe, lebt von solchen Inspirationen und Bewegungserfahrungen im Freien und steht zugleich im Austausch und in der Tradition von Menschen, Ideen und Orten, die davon in unterschiedlichen Kontexten erzählen.

Um daraus weitere Anregungen auch für andere Orte zu gewinnen, habe ich mir drei Beispiele in Leipzig, Dresden und Jena angeschaut:

Leipzig: Budde-Haus „Lass deine Worte frei!“

https://www.budde-haus.de/lass-deine-woerter-frei/

Das Budde-Haus ist ein soziokulturelles Zentrum im Norden von Leipzig, im Stadtteil Gohlis. Es wurde 1890/91 als Wohnhaus der Fabrikantenfamilie Bleichert erbaut und wird seit 1956 als Kulturhaus genutzt. Namensgeber ist Heinrich Budde, der als Ingenieur in den Bleichert-Werken arbeitete und im Februar 1944 von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde. Seit Januar 2017 ist der FAIRbund e. V. Betreiber des Budde-Hauses.

Das einzigartige Gelände umfasst das Veranstaltungshaus in der prachtvollen Villa, das Gartenhaus mit der Kreativitätswerkstatt, einen Spielplatz, den Biergarten unterm Ginkgobaum und einen wunderschönen, parkähnlichen Garten. Das Gelände ist täglich zugänglich.

Als offener und einladender Ort für Kunst, Kultur, Kreativität und Bildung findet hier Begegnung für die Allerkleinsten und die Großen, für die Jungen und für die Alten, für den Stadtteil und für Leipzig in vielfältigen Formen statt. 

Eines der aktuellen Projekte bringt unter dem Motto „Lass deine Worte frei!“ im Frühling und Sommer 2023 Lyrik ins Grüne und verwandelt den Kunstgarten in einen Garten der Dichtkunst mit wöchentlich wechselnden Texten. 

Dresden: Gemeinschaftsgarten der Uni-Bibliothek als Ort zum Schreiben

https://www.slub-dresden.de/mitmachen/slub-textlab/gemeinschaftsgarten

Bibliotheken und Gärten gehören zusammen: In der Natur finden Geist und Körper Ruhe und Anregung zugleich. Als grüner Schreibraum und Erholungsort erfüllt der Gemeinschaftsgarten wichtige Aufgaben an der SLUB – für Studierende und Mitarbeitende der Bibliothek ebenso wie für Gäste aus der Stadt. Zugleich leistet die Bibliothek mit der attraktiven Grünfläche einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung Dresdens im Sinne der globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen.

Die Ausstattung des Gartens lässt sich für vielerlei Anliegen nutzen. Die tragbaren Klapptische und -stühle dienen als Arbeitsplätze im Freien.  Liegestühle eignen sich für Entspannungsphasen ebenso wie zum Lesen von Prüfungsliteratur. Für gemeinschaftliche Pausen stehen Picknickbänke zur Verfügung, die auch für Lesungen, Workshops oder Schreibberatung im Freien genutzt werden können.

Schreiben, Abschalten, Gärtnern, Beeren naschen – diese Kombination verbindet sich mit verschiedenen Angeboten, zu denen die SLUB wie folgt einlädt:

  • Grüner Lern- und Schreibraum
  • Kreative Pausen – nehmen Sie gern Yogamatten und Mediationskissen aus dem SLUB TextLab mit ins Freie.
  • Schreibberatung
  • Lesungen und andere Veranstaltungen, auch zu eigenen Ideen
  • Gemeinschaftliches Gärtnern: Gießen Sie gern unsere Pflanzen, wenn Sie hier sind – und pflücken Sie sich ein paar frische Beeren als Belohnung. Wenn Sie noch mehr machen möchten, kommen Sie ins Gartenteam, um die Grünfläche weiter zu gestalten und zu pflegen.
  • Nature Writing: Werkstätten für alle, die über die Natur schreiben möchten, Lesekreise & Veranstaltungen zwischen Literatur, Naturphilosophie und Naturwissenschaften. Kontaktieren Sie uns gerne, wann neue Termine geplant sind, oder kommen Sie mit uns ins Gespräch, wenn Sie selbst im Garten eine literarische Veranstaltung zum Nature Writing organisieren möchten.


Jena: Schillergarten

https://www.gartenhaus.uni-jena.de

Im Schillergarten rund um Schillers Gartenhaus werden zwei Traditionen der Friedrich-Schiller-Universität Jena lebendig: die philosophisch-künstlerische um 1800, die Jena zu einer der bedeutendsten Universitäten in Europa werden lässt, und die naturwissenschaftlich-technologische mit Namen wie Ernst Haeckel, Ernst Abbe, Otto Schott und Carl Zeiss.

Im März 1797 erwarb Friedrich Schiller das Gartenhaus in der damals vorwiegend ländlich geprägten Gegend der Vorstadt. An der Südwestecke des Grundstücks ließ Schiller im folgenden Jahr ein Türmchen errichten, welches er liebevoll »mein Belveder« nannte und dessen oberes Stockwerk ihm als Rückzugsort zum Dichten diente. Zugleich war der Garten ein Ort für Geselligkeit und intellektuellen Austausch. Am Steintisch fanden die abendlichen Gespräche mit Goethe statt, der Schiller bei seinen Aufenthalten in Jena fast täglich besuchte. Zu den zahlreichen Gästen des Hauses in dieser Zeit gehörten auch Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, Ludwig Tieck, Sophie Mereau, Susette Gontard und Caroline von Humboldt.

Nach Schillers Tod wurde der Garten bald ein Anziehungspunkt für Gäste aus aller Welt. Heute dient der Ort mit den restaurierten Gebäuden als Reflexionsort der universitären Identität, als Schnittstelle zur städtischen Öffentlichkeit, als Ort der Forschung, der Wissensvermittlung und der kulturellen Bildung für Jung und Alt.

Susanne.brandt

Bedenkt und entdeckt das Leben in Lübeck oder unterwegs - am liebsten zu Fuß und in der Begegnung mit anderen. Lernt, schreibt, singt, erzählt, teilt und lässt sich jeden Tag vom Möglichen überraschen. Weitere Informationen: https://de.wikipedia.org/wiki/Susanne_Brandt