Ideen wachsen lassen – Inklusion und Nachhaltigkeit in der Frühen Bildung

Bildgestaltung: Amelie Schnaut, 2022

Wie sieht eine kreative Erzählförderung aus, die eher Fragen und Staunen als eindeutige Antworten hervorbringt, die Natur als “Sprache der Welt” mit einbezieht, der Phantasie etwas zutraut und damit in mehrfacher Hinsicht nachhaltig wirkt? Welche Möglichkeiten der Partizipation öffnen sich dabei für Menschen mit unterschiedlichen Kompetenzen und Talenten? Und in welcher Weise vermitteln Geschichten und Bilderbücher eine Vorstellung von Vielfalt?

Amelie Schnaut, Künstlerin in Flensburg und Studentin der Europa-Universität, bringt ihre Eindrücke dazu mit diesem Bild zum Ausdruck. Sie hat den Workshop “Es war, es ist, es könnte sein… – Nachhaltigkeit mit kreativen Erzähltechniken vermitteln” beim diesjährigen Regionalfachtag in Schleswig malend begleitet. Und zwei weitere Künstlerinnen haben das bei den beiden anderen Workshops ebenso getan.

Seit 2018 finden im Kreis Schleswig-Flensburg solche regionalen Fachtage zur Inklusion in der frühkindlichen Bildung statt. Die Akademie 1 von Adelby 1 ist beauftragt, diese Fachtage auszurichten. Und die “sprechenden Bilder” als Form einer “etwas anderen” Dokumentation der Aktivitäten, Themen und Stimmungen in den Arbeitsgruppen gehört seit Beginn mit dazu.

Zum Erzählen als Chance für Nachhaltigkeit und Inklusion nun also dieses Bild: Aus einem Buch wächst ein Baum hervor, der seine Lebendigkeit durch bewegliche menschliche Körper zeigt. Denn darum ging es bei den Beispielen und spielerischen Übungen immer wieder: Geschichten sind beweglich und offen genug, um sich mit ihrer Lebendigkeit kreativ mit den Menschen zu verbinden – so verschieden, wie diese eben sind.

Dabei wird der Nachhaltigkeitsgedanke wie die Einbeziehung ganz unterschiedlicher Ideen, Talente und Ausdrucksweisen maßgeblich von drei Konpetenzen bzw. Erfahrungen getragen: Wahrnehmung, Gestaltungslust und Imagination.

Die Wahrnehmung ist unverzichtbar für alle, die  sich mit der Welt vertraut machen. Die Gestaltungslust ist Voraussetzung für eine Partizipation, die von Neugier und Experimentierfreude begleitet wird. Und die Fähigkeit zur Imagination öffnet überhaupt erst das Fenster in Richtung Zukunft und lässt über den heutigen Tag hinausschauen – immer mit unverfügbaren Anteilen und überraschenden Entdeckungen, wie sie z.B. durch “Wildwuchsgeschichten” zur Sprache kommen.

Was hier als Ansatz mit im Hintergrund steht, lässt an “Futures Literacy” denken:

Die Herausforderung besteht darin, zu lernen, wie man mit der Offenheit und nur begrenzten Vorhersehbarkeit von Zukunft umgeht. Dabei denken wir über unsere Beziehung zur Welt nach. Anstatt in erster Linie etwas „über“ die Welt zu wissen, „über sie“ zu lernen und sie zu kontrollieren, müssen wir uns auf eine interaktive, existentielle und kooperative Beziehung zur Welt einlassen. Geschichten, die eine solche Weltbeziehung beim Erzählen ausdrücken und weiterentwickeln, bewirken eine lebendige Auseinandersetzung mit Realität, Imagination und Verwandlung. Die gute Nachricht dabei: „Futures Literacy“ ist eine Kompetenz, an der alle mit ihren individuellen Erfahrungen und Möglichkeiten teilhaben können.

Wie nach jedem Präsenz-Seminar: Ich fühle mich als Referentin beschenkt und inspiriert von den Gedanken und Ideen, die die Teilnehmenden mit in die Begegnung eingebracht haben. Und finde vieles davon in dem Bild von Amelie Schnaut wieder. Danke!

Das Manuskript zur Veranstaltung: Skript Es war es ist es könnte sein

Susanne.brandt

Bedenkt und entdeckt das Leben in Lübeck oder unterwegs - am liebsten zu Fuß und in der Begegnung mit anderen. Lernt, schreibt, singt, erzählt, teilt und lässt sich jeden Tag vom Möglichen überraschen. Weitere Informationen: https://de.wikipedia.org/wiki/Susanne_Brandt