Hier in Norddeutschland ist der Morgen des 3. Advents grau: Nieselregen, nasskalt, wolkenverhangen. Bei dem leuchtenden Bilderbuch, das auf meinem Schreibtisch liegt, ist das anders: „Ein Tag im Schnee“ von Ezra Jack Keats. Das Original ist in den USA schon vor fast 60 Jahren erschienen. Dort zählt es bis heute zu den bekanntesten (und in den Bibliotheken zu den am häufigsten ausgeliehenen!) Bilderbüchern. Auf eine deutsche Übersetzung musste es Jahrzehnte warten. Aber nun ist sie beim Carl-Auer-Verlag vor wenigen Tagen erschienen (danke für das Rezensionsexemplar!).
Die Geschichte erzählt von Peter, der eines Morgens aufwacht und draußen eine Schneedecke über allem entdeckt. Aufgeregt geht er nach draußen, um die weiße Welt zu erkunden. Den ganzen Tag lang experimentiert er mit diesem wunderbaren neuen Stoff. Er zieht Fußspuren, baut Schneeengel und formt Schneebälle. Als er nach Hause kommt, kann er an nichts anderes mehr denken. Wird der Schnee morgen immer noch da sein? Aber er ist beruhigt: Er hat sich sicherheitshalber welchen für morgen in die Tasche gesteckt…
Die Illustrationen mit farbenfrohen und ausdrucksstarken Papiercollagen im reduzierten Stil lassen viel Raum für eigene Empfindungen und Gedanken.
Übrigens: In den USA ist die Geschichte auch als winterlicher StoryWalk im Freien beliebt!
Und noch ein Tipp für Kreative:
Das Thema „Schnee“ ist in vielfältiger Weise anregend und inspirierend für spielerische Experimente in der Natur – aber auch zu Hause. Das geht sogar dort, wo gerade (noch) kein Schnee liegt – mit Sprache!
Deshalb hier ein Tipp für eine kreative (Sonntags-)beschäftigung:
Forme doch einfach mal einen Schneeball aus Wörtern! Mit 9 Zeilen und 25 Wörter, die bei zentrierter Zeilenanordnung eine Schneeball-Form ergeben, und zwar so:
In der ersten Zeile steht ein Wort.
In der zweiten Zeile stehen zwei Wörter.
In der dritten Zeile stehen drei Wörter.
In der vierten Zeile stehen vier Wörter.
In der fünften Zeile stehen fünf Wörter.
In der sechsten Zeilen stehen vier Wörter.
In der siebten Zeile stehen drei Wörter.
In der achten Zeile stehen zwei Wörter.
In der neunten Zeile steht ein Wort
Thematische Vorgabe: Es soll irgendwo in diesem gedichteten Schneeball das Wort „Schnee“ vorkommen.
Ein Beispiel:
Grau
der Morgen
am dritten Advent
ich gehe nach draußen
und finde an einem Baumstumpf
bizarre Pilze in schneeweiß
Stachelbart ihr Name
Leuchten ihr
Geschenk
Wer mag und damit einverstanden ist, dass sein/ihr gedichteter „Schneeball“ in diesem Blog vorgestellt wird, kann mir sein/ihr Beispiel für einen Schneeball aus Worten über die Kontaktdaten in diesem Blog per e-Mail „zuwerfen“. Für eine Veröffentlichung gibt es ein literarisches Dankeschön.
Susanne Brandt